Eine Tankstellenbeleuchtung, die erst beim Näherkommen heller wird – dieses Konzept spart Stromkosten und schont die Umwelt. Das Start-up „Lichtwart“ hat sich die dynamische Lichtsteuerung zur Mission gemacht.
“Lichtwart” wurde zunächst entwickelt, um Lichtwerbeanlagen und gebäudenahe Außenbeleuchtung zu steuern und zu überwachen. Damit handelt es sich vordergründig um ein Lichtmanagementsystem (LMS). Da “Lichtwart” auf den DALI-Standard setzt, sind Technologie und Funktionalität mit anderen LMS grundsätzlich vergleichbar. Der signifikante Unterschied zu herkömmlichen LMS ist, dass Lichtwart bei der Entwicklung den Fokus auf eine einfache Installation, Konfiguration und Inbetriebnahme gelegt hat. Als Internet of Things Lösung mit Cloud-Infrastruktur ist Lichtwart mit einer SIM-Karte unabhängig von lokaler Internetkommunikation und Softwareinstallationen. Das ist der Ausgangspunkt für eine ganzheitliche Service-Plattform, die die digitalisierten Lichtanlagen (Assets) mit örtlich zuständigen Service-Technikern durch automatisierte Workflows verbindet. Abgerundet wird zukünftig dieser Ansatz mit einer Academy, die allen Stakeholdern die notwendigen Informationen für Installation, Nutzung und Betrieb zur Verfügung stellt.
Ein Hub nur für Licht?
Für die Steuerung von Lichtanlagen gibt es neben DALI eine Vielzahl von Technologien: KNX, Zigbee, Bluetooth usw. Zudem sind diverse Leuchtentypen im Außenbereich werkseitig mit Kommunikations-Schnittstellen ausgestattet, z.B. LoRaWAN. Mit einem Hub können somit an einem Standort unterschiedliche Kommunikations-Schnittstellen verbunden werden. An einem Hub mit weiteren Schnittstellen können weitere Anlagen digital angebunden werden. Somit können Messwerte und Zustände ausgelesen sowie Schaltungen ausgeführt werden. Solche Building Management Systeme (BMS) sind in der Regel sehr komplexe Lösungen.
Lichtwart als Building Management System Light
In modernen Neubauten ist die Implementierung von BMS zunehmend ein Standard, insbesondere bei großen Gebäuden und Gebäudekomplexen. Eine nachträgliche Installation in den Bestandsgebäuden ist im laufenden Betrieb sehr schwierig umsetzbar und wird daher vorwiegend im Rahmen einer Kernsanierung in Betracht gezogen.
Light Management als Startpunkt für Building Management
Die Steuerung von Licht ist für alle Gewerbeimmobilien und öffentlichen Gebäude / Plätze ein wichtiger Bestandteile der Nutzbarkeit. Mit einem LMS können die Betreiber bei der Inbetriebnahme die Lichtanlagen entsprechend konfigurieren und im laufenden Betrieb auf Änderung der Nutzung Anpassungen vornehmen.
Cloud
Cloud-Applikationen im Rahmen des Internet of Things (IoT) ermöglichen die Verwaltung und Analyse von Daten, die von vernetzten Geräten in Echtzeit erfasst werden. Diese Anwendungen sammeln, speichern und verarbeiten große Datenmengen in der Cloud und bieten über Dashboards oder Schnittstellen Einblicke und Kontrolle über die Geräte. Dadurch können IoT-Geräte zentral überwacht und gesteuert werden, was Unternehmen hilft, Prozesse zu optimieren, Wartungen zu planen und Ressourcen effizienter einzusetzen. Cloud-basierte IoT-Lösungen bieten zudem Skalierbarkeit, Sicherheitsfunktionen und eine kontinuierliche Aktualisierung, die für eine effiziente Vernetzung und Verwaltung der Geräte notwendig sind.
Wie kann Lichtwart eingeführt werden?
Die Lichtwart-Lösung ist insbesondere für Filialisten geeignet, die die Einführung eines Systems im laufenden Betrieb umsetzen müssen.
Lichtwart ermöglicht es für jeden Standort, Art und Umfang der Installation anzupassen.
Die folgenden Funktionsbereiche können einzeln oder im Bundle implementiert werden:
- Lichtmanagement
- Energie Monitoring
- Asset Monitoring
- Automation
Eine spätere Erweiterung ist jederzeit möglich.
Hier werden die Maßnahmen in drei verschiedenen Kategorien unterschieden:
A) Neubau
Der Neubau ist für die Einführung von Lichtwart die einfachste Situation: Es können alle Planungen vor der Durchführung entsprechend angepasst werden. Art und Umfang der Lichtwart-Installation kann den Anforderungen des Betreibers angepasst werden.
B)Sanierung / Rebranding
Im Rahmen einer Sanierung oder Rebrandings werden bauliche Maßnahmen geplant und umgesetzt. Hier können ebenfalls die für den Einsatz von Lichtwart erforderlichen Maßnahmen einfach umgesetzt werden.
C) Retrofit der Bestandsbauten
Der weitaus größere Anteil der Standorte wird in einem lang-zyklischen Turnus modernisiert. In der Zwischenzeit werden in der Regel nur Reparaturen und kleinere Maßnahmen umgesetzt.
Ein einfacher Start
Um die Einführung von Lichtwart zu vereinfachen, empfiehlt das Unternehmen folgende Vorgehensweise:
Phase 1:
- Die aktuelle Beleuchtung weiter genutzt.
- Installation des Lichtwart-Moduls mit einem einfachen Lichtmanagement.
- Eine evtl. vorhandene Zeitschaltuhr und Dämmerungsschaltung werden entfernt und durch Lichtwart mit DALI-Relais ersetzt.
- Optional kann zeitgleich auch Energie Monitoring durch den Einbau von Energiezählern eingeführt werden. Die Daten können dann an ein Energie-Management-System (EMS) übermittelt werden.
- Alle weiteren Funktionen können nach Bedarf implementiert werden.
Phase 2:
Erstellung einer Priorisierung der Lichtanlagen, die im weiteren Verlauf bei Ausfall durch DALi-fähige Alternativen ersetzt werden sollen. Diese werden dann direkt an Lichtwart angeschlossen, um die maximale Funktionalität zu erreichen.
Option 1:
Ermittlung des Sparpotenzials durch Austausch der Lichtanlagen gegen DALI-fähige Systeme und Nutzung der dynamischen Dimmung insbesondere durch Licht- und Bewegungssensoren.
Option 2:
Erstellung einer 360°-ROI-Kalkulation unter Einbeziehung aller Funktionsbereiche sowie den potenziellen Einsparungen durch Automatisierung und Anbindung der Service-Plattform oder andere Systeme.
Fazit
Lichtwart ermöglicht direkte und indirekte Einsparpotenziale sowie die zentralisierte Echtzeit-Überwachung der Assets aller Standorte.
Im Zeitalter von Fachkräftemangel und Engpässe auf der “letzten Meile” können durch die Anbindung an die Service-Plattform und andere Systeme mittels Automatisierung zusätzliche Vorteile realisiert werden.
5 Fragen an Johannes Mailänder, Co-Gründer, “Lichtwart”
1. Wie genau funktioniert das „Lichtwart“-Modul?
Lichtwart funktioniert wie ein intelligenter „Wächter“ für die Beleuchtung, sowie anderer Energieverbraucher – nur digital und vollautomatisch. Das System nutzt eine zentrale IoT-Plattform (Internet der Dinge), die Leuchten an der Tankstelle miteinander verbindet und in Echtzeit überwacht. Man kann sich das vorstellen wie eine Fernbedienung mit Superkräften, die nicht nur die Helligkeit dynamisch und bedarfsgerecht reguliert, sondern auch merkt, wenn eine Lampe defekt ist oder Energie verschwendet wird. Über Sensoren und eine smarte Regelungstechnik passt es die Beleuchtungsintensität automatisch an und erkennt frühzeitig Ausfälle. So wird nur dann volle Leistung abgerufen, wenn sie wirklich benötigt wird – z. B. bei starkem Publikumsverkehr oder erhöhtem Sicherheitsbedarf. Das spart Strom und sichert eine optimale Funktionalität.
2. Wann wird die Helligkeit der Außenbeleuchtung gedimmt und wann wird die Tankstelle in voller Stärke beleuchtet?
Die Helligkeit wird je nach Tageszeit, Umgebungslicht und auf Wunsch Kundenfrequenz angepasst. Während verkehrsschwacher Zeiten, etwa in den Nachtstunden, wird die Beleuchtung gedimmt, um Energie zu sparen und dennoch gut sichtbar zu bleiben. Bei erhöhtem Publikumsverkehr oder wichtigen Sicherheitszeiten, z. B. in den frühen Abend- oder Morgenstunden, wird die Tankstelle voll beleuchtet, um die Attraktivität und Sicherheit zu gewährleisten.
3. Wie funktioniert das „Wireless DALI“?
Wireless DALI ermöglicht eine drahtlose Steuerung der Beleuchtungskomponenten und ist mit dem DALI-Standard (Digital Addressable Lighting Interface = Steuerprotokoll) kompatibel. Über drahtlose Module lassen sich individuelle Leuchten oder ganze Gruppen flexibel steuern. Das System bietet eine schnelle Installation, da keine neuen Leitungen gelegt werden müssen und gleichzeitig volle Kontrolle und Automatisierung über die Beleuchtung.
4. Welche Voraussetzungen sind notwendig, um ein „Lichtwart“-Modul mit der bestehenden Lichttechnik an einer Tankstelle zu verbinden?
Zur Integration des Lichtwart-Moduls sind lediglich die bestehenden DALI-kompatiblen Leuchten bzw. deren Netzteile erforderlich. Bei älteren Beleuchtungssystemen können “Adapter” verwendet werden, die auch Anbindung mit ggf. reduziertem Funktionsumfang – an die Plattform ermöglichen, ohne dass die gesamte Lichttechnik ersetzt werden muss.
5. Wie viel kann eine herkömmliche Tankstelle im Durchschnitt pro Jahr finanziell einsparen?
Eine Tankstelle kann im Schnitt zw. 20-60 % der Energiekosten für Beleuchtung einsparen. Ein konkretes Beispiel ist hier eine kleine 24/7 Automatentankstelle. Bei jährlichen Beleuchtungskosten von ca. 2.600 € können bis zu ca. 1.500 € pro Jahr durch den Einsatz des Lichtwart-Moduls eingespart werden. Bei größeren Tankstellen mit mehr Licht, ist die Summe natürlich entsprechen höher. Dies ermöglicht nicht nur eine schnelle Amortisation, sondern bietet langfristig erhebliche finanzielle Vorteile und trägt zu einer stressfreieren Bewirtschaftung der Liegenschaft, durch automatisierte und digitalisierte Prozesse.