tankstelle Umwelt – „Maier Korduletsch“ als Motor der Energiewende

Eine klassische Tankstelle mit Bistro und Shop ist selbstverständlicher Teil des „Mobility Hub“ in Passau-Sperrwies. Hier sieht man die Wasserstoff-Tankstelle.
Foto: Kai-Uwe Digel

Die „Maier Korduletsch“-Gruppe gehört zu den innovativen Energielieferanten in Bayern und unterhält auch ein Tankstellen-Netz, das konsequent auf die neuen Anforderungen ausgerichtet wird, die aus der Energiewende entstehen. Lorenz Maier ist Inhaber und Geschäftsführer. Er erläutert die aktuelle Markt-Situation und wagt einen Ausblick auf die Entwicklung alternativer Kraftstoffe im Interview mit der „tankstelle“.

Wo steht die Branche, wo stehen wir alle in diesem Moment beim Thema alternative Kraftstoffe?

Aktuell ganz präsent ist natürlich „HVO 100“. Wir unterstützen dabei die Aufklärung am Markt und bei den Kunden. Was ist das genau? Wo kommt das her? Wie wird das produziert? Das sind die Fragen, und da bemerken wir noch eine große Verunsicherung beim Kunden. Entsprechend müssen wir noch Aufklärungsarbeit leisten, was wir aber als unsere Aufgabe sehen, auch um die entsprechende Nachfrage zu erzeugen. Denn gerade in den kommenden Jahren wenn es vielleicht noch etwas an Alternativen und an der Infrastruktur fehlt, können flüssige Kraftstoffe einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten.

In welchem Rahmen bieten Sie „HVO“ im Unternehmen bereits an (Stand Redaktionsschluss, Ende Dezember ’24)?

Im Moment bieten wir es schon bei einer freien Tankstelle unseres Netzes an, weitere sollen bald folgen und ansonsten ist es für uns ein Thema im Energiehandelsgeschäft, in dessen Rahmen wir schon ein kleines Umschlaglager für HVO eingerichtet haben.

Und wie kommt der neue Kraftstoff in der „Pilot-Tankstelle“ an?

Einige Kunden fragen schon nach, denn wir haben es auch entsprechend beworben. Überrannt werden wir jetzt zwar nicht unbedingt für den Kraftstoff, aber das Interesse ist auf jeden Fall da. Vor Ort haben wir auch eine kleine Info-Box mit Material aufgebaut, anschaulich mit einem kleinen Fläschchen, so dass man das „HVO“ in Form der klaren Flüssigkeit auch mal sehen kann. Einfach um den Kunden zu verdeutlichen, dass es sich nicht um Biodiesel handelt, sondern um einen höherwertigen Kraftstoff. Ich glaube schon, dass das ein Einstieg sein kann um zu zeigen, dass es da noch eine andere Alternative gibt, bis zum Beispiel auch die E-Fuels am Markt verbreiteter sind.

Erfahrungsgemäß tun sich die Kunden ja etwas schwer mit neuen Kraftstoff-Varianten. Wie begegnen Sie skeptischen oder zurückhaltenden Kunden?

Man muss vermitteln, dass es eigentlich keinen Grund gibt, dass es nicht funktionieren könnte. Es gibt die Freigaben der Hersteller, die Verträglichkeit ist so gegeben, dass der Einsatz in jedem Fahrzeug möglich ist. Problematisch kann allerdings die Öffentlichkeitsarbeit der Interessensgruppen sein, die einen neuen Kraftstoff nicht unterstützen. Das hat man ja damals zum Beispiel auch bei „E10“ gesehen. Die Verunsicherung von Kunden hat eine destruktive Wirkung. Gegen einen regenerativ hergestellten Kraftstoff wie „HVO“, der über eine Kreislaufwirtschaft den CO2-Ausstoß minimiert, sollte eigentlich keiner etwas haben. Ohne solche Alternativen können die Bestandsflotten nicht dekarbonisiert werden.

Wie sehen Sie den Stellenwert von „HVO“ im Portfolio?

Es ist eine notwendige Ergänzung im Kraftstoff-Angebot. Gerade auch bei neuen Stationen. Wenn ich jetzt mal auf einen neuen Standort wie unseren „Mobility Hub“ in Passau schaue, ist es aber ausschlaggebend dass die Tank-Kapazitäten so geplant werden, dass wir die Möglichkeit haben neue Kraftstoffsorten mit aufzunehmen. Es gibt ja jetzt schon eine recht große Vielfalt, was förderlich für die Verkaufsstrategie sein kann. Andererseits wird es bei bestehenden Stationen nicht einfacher, denn für eine neue muss dann oft eine alte Sorte rausgeschmissen werden – das ist zu bedenken.

Im Unternehmen setzen Sie weiterhin auch auf konventionelle Kraftstoffe, dazu auf die Infrastruktur für E-Mobilität, und gerade an dem von Ihnen angesprochenen neuen „Mobility Hub“ auch sehr auf Wasserstoff. Was steckt hinter dieser Strategie?

Für konventionelle Kraftstoffe gibt es den mit Abstand größten Markt und in den kommenden Jahren wird das auch so bleiben. Dass wir zu einem 50/50-Mix aus Neuem und Konventionellen kommen, das sehen wir möglicherweise für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Da sind die Zeithorizonte eher länger als man es sich vielleicht vorgestellt hat.

Eine spannende Prognose. Völlig verdient haben Sie mit dem „Next Mobility Hub“ im September 2024 die Auszeichnung „Tankstelle des Jahres 2024“ unseres Fachmagazins „tankstelle“ in der Kategorie „Innovation“ gewonnen. Wagen Sie doch noch eine Prognose: Mit welchem Antrieb werden wir uns in 20 Jahren bewegen?

Lorenz Maier, Inhaber und Geschäftsführer der „Maier Korduletsch“-Gruppe
Foto: Thomas Schreiber

Im PKW- und LKW-Bereich sicherlich auch noch mit flüssigen Kraftstoffen, verstärkt natürlich durch die E-Mobilität bei den PKWs – und das Thema Wasserstoff wird auch seine Anwendungsbereiche hauptsächlich im Nutzfahrzeugsektor finden, vielleicht noch ergänzt durch die verschiedenen Gas-Varianten. Es wird einen Energie-Mix geben, der es für die Hersteller und die Infrastruktur aufgrund des Aufwands und der Regularien aber nicht unbedingt einfacher macht. Die Herausforderung hierbei ist, den CO2-Ausstoß kostenoptimal zu minimieren und das gesamte Energiesystem mit einzubeziehen. Das ist aktuell schwer zu erreichen, da der Weg leider maßgeblich über eine planwirtschaftliche Regulatorik vorgegeben wird, bei der es zusätzlich an politischer Verbindlichkeit fehlt.

Zur Person

Lorenz Maier ist Inhaber und Geschäftsführer der „Maier Korduletsch“-Gruppe. Ein Familienunternehmen mit 120 Mitarbeitern, das seit 1919 besteht und neben dem Energiehandel auch ein Tankstellennetz betreibt. 2023 wurde das nach eigener Aussage europaweit bisher einmalige Konzept eines „Mobility Hubs“ in Passau umgesetzt, bei dem eine konventionelle Tankstelle durch E-Ladeplätze mit grünem Strom und einer Wasserstoff-Tankstelle für LKWs ergänzt wird. Die Planung für eine weitere Variante in Pocking läuft bereits.

Text: Kai-Uwe Digel

www.maierkorduletsch.de

Nach oben scrollen