Shop & Convenience – Interview zu Trends und Entwicklungen im Bereich Kaffee und Heißgetränke mit Ludger Schlautmann

Ludger Schlautmann, Geschäftsführer, “GA-Trendagentur”
Foto: GA-Trendagentur

Um aktuelle Trends und Entwicklungen aus der Welt des Kaffees und der Heißgetränke für Sie in Erfahrung zu bringen, sprach die “tankstelle” mit Ludger Schlautmann, Geschäftsführer der “GA-Trendagentur”.

Wie haben sich die Preise für Heißgetränke in 2024 entwickelt?

Ludger Schlautmann: Preise für Heißgetränke 2024: Deutliche Anstiege vor allem in Bäckereien und Coffee-Bars Die Preisentwicklung für Heißgetränke hat im Jahr 2024 einen deutlichen Schub erfahren. Laut einer aktuellen Analyse der GA-Trendagentur sind insbesondere in Bäckereien und Coffee-Bars signifikante Preiserhöhungen zu verzeichnen. Während Tankstellen weitgehend stabile Preise bieten, sind in anderen Bereichen des Getränkemarktes teils kräftige Preisaufschläge festzustellen. Ein besonders starkes Preiswachstum zeigte sich bei Heißgetränken in Bäckereien. Hier stiegen die Preise um bis zu 20 Prozent. So kostet ein Latte Macchiato mittlerweile in vielen Bäckereien über 3 Euro. Coffee-Bars gehen noch einen Schritt weiter und überschreiten in der Regel die 4-Euro-Marke für ähnliche Getränke. Diese höheren Preise sind unter anderem auf die gesteigerte Wahrnehmung der “Kaffeekompetenz” dieser Anbieter zurückzuführen, so die GA-Trendagentur. An Tankstellen hingegen blieb die Preisentwicklung vergleichsweise stabil. Ein Caffè Crema wird dort weiterhin für etwa 2,40 Euro angeboten – ähnlich wie im Jahr 2023. Eine Ausnahme bildet hier das Kaffee-Tankstellen-Konzept von Tchibo. Dort liegt der Preis für einen Caffè Crema im Oktober 2024 bei 1,99Euro. Für einen Cappuccino schwanken die Preise an Tankstellen im Durchschnitt zwischen 2,40 Euro und 2,95 Euro. Anmerkung: Interessant ist auch eine Veränderung im Sortiment der Tankstellen: Nach der Pandemie haben viele Tankstellen den klassischen Filterkaffee aus ihrem Angebot gestrichen. Dies hat laut der GA-Trendagentur zu einem spürbaren Absatzgewinn bei Bäckereien geführt. Besonders Kundengruppen, die traditionell Filterkaffee bevorzugen, wie etwa HandwerkerInnen, greifen nun vermehrt auf das Angebot von Bäckereien zurück und kombinieren den Kaffee oft direkt mit einem Snack. Tipp: Konzentrieren Sie sich auf Ihre primären Zielgruppen an Ihrer Tankstelle und passen daraufhin das Heißgetränke-Konzept daran an. Eine Chance für mehr „Absatz”.

Wie entwickelt sich die Annahme von Mehrwegbechern?

Nachhaltigkeitsfokus Die Akzeptanz von Mehrwegbechern für Coffee-to-go bleibt weiterhin verschwindend gering. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung der GA-Trendagentur, die das Verbraucherverhalten im Bereich Mehrwegbecher analysiert hat. Trotz des wachsenden Bewusstseins für Umweltschutz und Nachhaltigkeit setzen sich Pfand- und Mehrwegsysteme nicht durch. Probleme im Alltag verhindern höhere Nutzung Ein wesentlicher Grund für die geringe Nutzung von Mehrwegbechern liegt laut der GA-Trendagentur im pragmatischen Verhalten der Konsumenten. Die Frage „Wohin mit dem Becher?“ stellt sich häufig, da Reste von Getränken in den Bechern bleiben und undichte Deckel zu Auslaufen führen können – sei es in der Tasche oder im Rucksack. Hinzu kommt, dass Mehrwegbecher bei Pfandsystemen in der Praxis oft erst beim nächsten Tankstellenbesuch zurückgegeben werden, häufig ungespült. Dieses Verhalten ähnelt dem bekannten Phänomen des Pfandflaschensammelns und scheint viele Kunden abzuschrecken. Tankstellen setzen sich im Verkäufermarkt fest Einige Tankstellen haben sich im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte darauf beschränkt, ausschließlich Pfandsysteme anzubieten. Dies führt jedoch zu Frustration bei Coffee-to-go- Kunden, die eine unkomplizierte Lösung bevorzugen. Kunden erwarten Flexibilität und möchten oft die Wahl zwischen Pappbechern und Mehrwegsystemen haben. Der alleinige Fokus auf Pfandsysteme entspricht nicht den Bedürfnissen vieler Konsumenten und erschwert die alltägliche Nutzung von Mehrwegbechern weiter.

Tipp: Flexibilität für Kundenwünsche Um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, wird Tankstellenbetreibern empfohlen, sowohl Pappbecher als auch Mehrwegoptionen anzubieten. Ein wichtiger Tipp: Erlauben Sie Kunden, ihre eigenen Mehrwegbecher mitzubringen, anstatt sich auf ein starres Pfandsystem zu verlassen. Kunden, die bereits auf Mehrwegbecher setzen, haben oft individuelle Vorlieben für bestimmte Becherarten. Zusätzliche Mehrwegbecher zum Kauf anzubieten, könnte eine sinnvolle Ergänzung sein. Wichtig sei jedoch, auf Becher mit einem verlässlichen Auslaufschutz zu achten und sicherzustellen, dass diese auch zur maximalen Füllmenge der angebotenen Getränke passen. Trotz der zu erwartenden weiterhin geringen Verkaufszahlen von Mehrwegbechern könnten Tankstellen mit dieser Flexibilität die Zufriedenheit ihrer Kunden signifikant steigern. Tipp: Belohnen Sie die Verwendung von Mehrwegbechern mit einem Bonus, der direkt beim Getränkekauf Anwendung findet.

Fazit: Der Markt für Mehrwegbecher bleibt herausfordernd Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass sich der Markt für Mehrwegbecher, insbesondere an Tankstellen, nur schwer entwickelt. Die Gründe liegen in den praktischen Hindernissen der Nutzung und der Bequemlichkeit der Konsumenten. Dennoch gibt es durch flexiblere Systeme, die sowohl Papp- als auch Mehrwegoptionen bieten, Potenzial, um Kundenbedürfnisse besser zu bedienen und langfristig umweltfreundliche Alternativen zu fördern.

Welche Heißgetränke sollten auf jeden Fall an einer Tankstelle angeboten werden? Welche optional? (Machen auch ausgefallenere Rezepte Sinn, falls die Personal-Kapazitäten vorhanden sind?)

Kaffee-Kompetenz als Schlüssel für die Getränkeauswahl in unterschiedlichen Verkaufsumfeldern Die Wahrnehmung der Kaffee-Kompetenz spielt eine entscheidende Rolle bei der Auswahl und Erwartungshaltung der Konsumenten hinsichtlich des Getränkeangebots. Je nach Verkaufsumfeld unterscheiden sich diese Erwartungen deutlich. In Coffee-Bars erwarten Kunden das höchste Maß an Kaffee-Kompetenz. Hier ist es für den Erfolg unerlässlich, dass die Getränke über einen Siebträger zubereitet werden und optische Veredelungen wie Latte Art erlebbar gemacht werden. Ebenso wichtig ist eine Auswahl an trendigen Getränken wie dem „Flat White“. Diese Qualitätserwartungen prägen die Wahrnehmung von Coffee-Bars als spezialisierte Anbieter hochwertiger Kaffeeerlebnisse. In Bäckereien und Cafés liegt die Erwartungshaltung der Konsumenten auf einem mittleren Niveau. Je nach strategischer Ausrichtung des Kaffee-Konzepts kommen hier Voll- oder Halbautomaten zum Einsatz, die eine ansprechende Vielfalt an Getränken gewährleisten. Bäckereien und Cafés bieten in der Regel ein ausgewogenes Angebot an klassischen Kaffeegetränken, ergänzt durch saisonale und trendbasierte Optionen. An Tankstellen hingegen ist die Erwartung der Kunden in Bezug auf die Kaffee-Kompetenz, vergleichsweise gering. Konsumenten erwarten hier eine Mindestauswahl, die sich auf Filterkaffee und Cappuccino beschränkt. Diese Basisgetränke sollten jedoch in einer konsistenten Qualität angeboten werden, um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen.

Folgende Getränke und Größen bilden die Kernangebote in diesen Verkaufsumfeldern:
  • Filterkaffee: 2 Größen
  • Caffè Crema: 2 Größen
  • Cappuccino: 2 Größen
  • Latte Macchiato: 1 Größe
  • Espresso: 2 Größen (besonders in Süddeutschland und an Autobahnen gefragt)
  • Heiße Schokolade: 1 Größe
  • Tee: 1 Größe

Diese Vielfalt sorgt dafür, dass die Getränkeauswahl den Erwartungen der Konsumenten gerecht wird, unabhängig davon, ob sie in einer Coffee-Bar, einer Bäckerei oder an einer Tankstelle einen Kaffee genießen möchten.

Tipp: Achten Sie bei Ihrer Getränkeauswahl darauf, dass der „Geschmack“ den Erwartungen der Zielgruppen erfüllt. Dies bedeutet z.B. bei der Rezeptur des Latte Macchiato, dass dieser bei den weiblichen und jungen Zielgruppen nicht zu stark ist u.o. beim Flat White, dass der vollmundige, cremige Kaffee-Genuss dominiert.

Welche Teesorten würden Sie Tankstellenbetreibern empfehlen?

Empfehlung für Teesortiment an Tankstellen – Vielfalt trotz geringerer Nachfrage Tee spielt auf den Getränkekarten der meisten Tankstellen nur eine untergeordnete Rolle, was angesichts der regionalen Unterschiede in der Nachfrage nachvollziehbar ist. In vielen Gegenden macht Tee nur einen geringen Anteil der Heißgetränke aus. Dennoch sollten Tankstellenbetreiber nicht auf ein Mindestangebot an Teesorten verzichten, um die Bedürfnisse ihrer Kunden umfassend zu bedienen.

Die GA-Trendagentur empfiehlt, zumindest folgende Teesorten in das Sortiment aufzunehmen:

  • Schwarzer Tee: Auswahlmöglichkeiten wie Assam, Darjeeling u.o. eine
    Friesenmischung
  • Kräutertee
  • Rooibos Vanille
  • Grüner Tee

Tipp: Achten Sie darauf, Teebeutel mit feinem Schnitt anzubieten. Dies beschleunigt den Ziehvorgang, was besonders wichtig ist, da viele Tee-to-go-Kunden an der Tankstelle wenig Zeit mitbringen. Oft möchten sie den Teebeutel noch vor der Weiterfahrt entsorgen. Mit diesem überschaubaren, aber vielfältigen Teesortiment können Tankstellenbetreiber sicherstellen, dass sie auch Teeliebhabern eine ansprechende Auswahl bieten und so das Angebot an Heißgetränken abrunden.

Customer Wellfare: Die Pandemie hat zahlreiche Veränderungen im Einzelhandel mit sich gebracht, darunter auch die Entwicklung hin zu einem Verkäufermarkt, bei dem die Bedürfnisse der Kunden zunehmend in den Hintergrund geraten sind. Ein Beispiel dafür ist die Einschränkung des Zugangs zu Alltagsbedarfsartikeln wie Zucker, Milch und Rührstäbchen an Tankstellen. Statt eines freien Zugangs werden diese Utensilien in einigen Fällen weiterhin nur durch das Personal ausgegeben. Diese Praxis kann das Kundenerlebnis beeinträchtigen. Um Kundenbindung und Zufriedenheit zu stärken, ist es wichtig, sich stärker an den Erwartungen der Kunden zu orientieren und ihnen eine freizügige Nutzung von Zusatzangeboten zu ermöglichen. Ein offenes und kundenfreundliches Auftreten signalisiert Kundennähe, was sich langfristig positiv auf die Treue der Kunden und den Absatz auswirken kann.

Tipp: Unser Tipp an Tankstellenbetreiber: Achten Sie verstärkt auf die Wünsche Ihrer Kunden und bieten Sie Serviceelemente wie Zucker, Milch und Rührstäbchen wieder in freier Selbstbedienung an. Ihre Kunden werden diese gesteigerte Aufmerksamkeit zu schätzen wissen und es mit anhaltender Loyalität honorieren.

GA-Trendagentur.com: Die GA-Trendagentur beobachtet das Konsumverhalten im Coffee- und Snack-Segment und erkennt dadurch das Mehrheitsverhalten von verschiedenen Zielgruppen in unterschiedlichen Artikel- und Warengruppen. Ferner berät die GA-Trendagentur Unternehmen in diesem Umfeld und analysiert gemeinsam das Kaufverhalten von mehreren 10.000 Konsumenten pro Woche.

www.GA-Trendagentur.com

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