
Ob mit In-Car-Payment oder per digitaler Bezahlung über eine App: Die Zahl der Kunden, die an der Tankstelle mobil bezahlen, steigt. Wie Kunden dennoch in den Shop gelockt werden können, verrieten einige Experten der „tankstelle“.
Vor kurzem wurde bekannt, dass die „Mercedes Benz AG“ und „Mastercard“ nun gemeinsam das In-Car-Payment fürs Tanken ermöglichen. Per Fingerabdruck kann der Kunde dann seine Tankladung bezahlen. An 3.600 Tankstellen in Deutschland können „Mercedes“-Fahrer durch die biometrische Authentifizierung über das Infotainment-Display in ihren Autos bezahlen.
Einkaufserlebnis im Fahrzeug
„Wir freuen uns sehr, dass wir wesentlich dazu beitragen können, das Einkaufserlebnis in den Fahrzeugen noch sicherer, smarter und intelligenter zu gestalten. Im Schulterschluss mit ‚Mercedes-Benz‘ werden wir daran arbeiten, weitere Innovation in diesem Bereich voranzutreiben – in Deutschland und global“, erklärte Dr. Peter Robejsek, Geschäftsführer bei „Mastercard Deutschland“ in einer Presseinformation. Eine Studie von „Mastercard“ mit „GfK“ ergab: Rund die Hälfte der 18- bis 39-Jährigen würden direkt über das Infotainment-Display Dienstleistungen und Waren bestellen und bezahlen. Die Befürworter möchten In-Car-Payment vor allem für alltägliche Auto-nahe Services nutzen: 60 Prozent würden ihre Tankrechnung beziehungsweise das Laden von Elektrofahrzeugen direkt über das Auto bezahlen. „In-Car Payment ist das Hot Topic der Payment-Branche. Auch am medialen Interesse sehen wir: Das Thema hat es endgültig aus der Nische in die breite Öffentlichkeit geschafft“, bestätigt Uli Kiendl, CEO beim Bezahlsoftware-Unternehmen „ryd.“ „Für ‚ryd‘ heißt das, dass zum In-Car Payment Angebot von ‚Mercedes-Benz‘ zwei weitere Automobilhersteller noch in diesem Jahr dazukommen werden. Was auch klar ist: Fueling ist nur der Anfang für In-Car Payment“, so Kiendl weiter. „Zusammen mit den Automobilherstellern arbeiten wir daran, das In-Car Payment Angebot zu erweitern und werden schon sehr bald weitere Dienste über In-Car Payment anbieten können.“ Doch noch nicht alle Autos bieten In-Car-Payment an. Autofahrer, die mit älteren Modellen unterwegs sind und dennoch mobil bezahlen wollen, nutzen digitale Bezahlapps.

Foto: ryd; Philipp Bachhuber
Starkes Wachstum bei „fillibri“
So wächst zum Beispiel die Bezahl-App „fillibri“ weiter stark und „unterstützt seine Partner beim Weg in die digitale Zukunft“, sagt Marc Weßling, CEO bei „fillibri“. „Immer mehr Tankstellenmarken kommen dazu, das Akzeptanznetz wächst deutlich: An über 1.600 Tankstellen in ganz Deutschland kann mit der App entspannt für die Tankfüllung gezahlt werden. Und das ist noch lange nicht alles: Als einzige Anwendung kann auch die Autowäsche oder der Coffeeto-go ganz einfach bestellt und bezahlt werden. Die Warenkorbfunktion wurde auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten und optimiert, sodass der Bestellvorgang nun so einfach ist wie nie zuvor.“ Der Anspruch von „fillibri“ sei, die Services rund um Mobilität und den dazugehörigen Zwischenstopp zu digitalisieren, erklärt CEO Marc Weßling weiter: „Hier spielt in Zukunft E-Mobilität und natürlich auch der Shop eine immer größere Rolle. Zu beiden Themen wird es bis zum Ende des Jahres spannende Neuigkeiten von fillibri geben.“ Die „fillibri“-App erfreut sich im App-Store einer hohen Zufriedenheitsrate von 4,9 Sternen. CEO Marc Weßling sagt: „Zu den beliebtesten Neuerungen gehört die Favoritenfunktion: Ab sofort können User und Userinnen so ihre Lieblingstankstellen einfach abspeichern und jederzeit wichtige Informationen sowie die Preise der Stationen abrufen.“ Um die Kunden trotz digitaler Bezahlung in den Tankstellenshop zu locken, fügte „fillibri“ gemeinsam mit der „Westfalen AG“ die Funktion „Click & Collect“ hinzu.
„Click & Collect“ kommt gut an
CEO Marc Weßling berichtet: „Über ‚fillibri‘ kann seit Anfang des Jahres der Kaffee aus dem Auto heraus per App ausgewählt und bezahlt werden. Anschließend geht es ohne Anstehen oder Bezahlung vor Ort direkt zur Abholung an der Ausgabe – so schnell und bequem geht der Kaffeegenuss mit ‚fillibri‘ und der ‚Westfalen AG‘.“ Sukzessive sollen weitere „Westfalen“- und „Markant“- Stationen von der Bezahlmöglichkeit mit „fillibri“ profitieren können. Erste Erfahrungen mit der „Click & Collect“-Funktion von „fillibri“ hat die ‚Westfalen‘-Tankstelle an der Weseler Straße 383 in Münster gesammelt: „Es ist erstaunlich, wie gut sich die Bestellfunktion bereits nach kurzer Zeit in den alltäglichen Verkaufsprozess integriert hat“, betont Tankstellenpartner Roland Schmidt. „Die Kunden können während des Tankvorgangs oder während das Auto gewaschen wird, bereits den Kaffee vorbestellen und dann ohne an der Schlange anzustehen, das Getränk im Shop abholen. Und unsere Mitarbeitenden haben keinen zusätzlichen Aufwand durch den Zahlprozess. Das ist ein echter Zugewinn für alle.“
Mobile Payment Hub

Foto: Deutsche Tamoil GmbH; Arne Weychardt
Einer der Vorreiter in der deutschen Tankstellenbranche, wenn es um Digitalisierung und Payment geht, ist die „Deutsche Tamoil GmbH“. „Wir haben unseren Kunden in den letzten Jahren immer wieder als First Mover Innovationen geboten“, sagt Carsten Pohl, Geschäftsführer der „Deutsche Tamoil GmbH“. „Ob Tiefpreisgarantie mit ‚clever-tanken‘, ‚Apple Pay‘ und ‚fillibri‘, wir waren immer ganz vorne dabei. Seit wir 2020 den zu dem Zeitpunkt völlig neu entwickelten ‚Mobile Payment Hub‘ (MPH) der ‚WEAT‘ an unseren HEM-Tankstellen ausrollten, können wir kurzfristig auf Trends sowie neue Anbieter und Angebote reagieren. Die mittels MPH geschaffene technische Plattform und die dort vorgenommenen Standardisierungen haben es uns erstmals ermöglicht, diese auf Basis eines Marktstandards zu akzeptieren, ohne aufwendige Arbeiten in unseren Backend-Systemen durchführen zu müssen. So haben wir eine Grundlage, um in der gesamten Breite des Marktes digitale Angebote voranzutreiben.“ Neben „Pay@Pump“ bietet das Unternehmen auch Autowäschen zu Sonderpreisen, „Pay@Wash“, in der „fillibri“-App an und arbeitet an weiteren Anwendungen.
Trend zu bargeldlos
Genaue Zahlen können die Unternehmen zwar nicht nennen, wie sich die bargeldlose Bezahlung im Vergleich zur Barzahlung verhält. „Generell kann man aber in Bezug auf bargeldlose Bezahlung sagen, dass die Transaktionszahlen durch die Corona-Pandemie extrem angestiegen sind: Die Erwartung, kontaktlos oder bargeldlos bezahlen zu können, ist seitens der Endkunden seither dementsprechend stark gestiegen – ein Trend, der sich nicht mehr umkehren wird“, so die Pressestelle von „Payone“. „Dies kann man gerade auch in der Entwicklung beim kontaktlosen Zahlen beobachten, das einen enorm großen Schritt nach vorne gemacht hat, sowohl in der Anzahl der Nutzer als auch mit Blick auf die Nutzungshäufigkeit je Verbraucher.“
Blick in die Zukunft

Foto: Nitrobox GmbH; Jan Kulke
Wie die Prozesse Tanken, Laden, Bezahlen und die gesamte Mobilität in der Zukunft aussehen könnten, prognostiziert Henner Heistermann, Geschäftsführer des Abrechnungsplattform-Anbieters „Nitrobox“: „Moderne Smart Cars können nicht nur mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet werden, sie interagieren auch dynamisch mit ihrer Umwelt. Das autonome Bezahlen an der Tank- oder Ladesäule, von Mautgebühren oder Parktickets ist dabei erst der Anfang“, so der Geschäftsführer und Mit-Gründer von „Nitrobox“. „In Zukunft wird das Auto durch bidirektionales Laden auch als mobiler Energiespeicher Gebäude mit Strom versorgen oder autonom Gäste befördern und damit Einnahmen für den Besitzer generieren“, so Heistermann. „Es entsteht ein neues, vernetztes Ökosystem, in dem eine Vielzahl von digitalen Mikrotransaktionen abgewickelt werden muss.“