Paul Group – Wasserstoffhochlauf steht an einer Wegscheide: Appell an Politik

Grafik: ChatGPT

Deutschland steht beim Wasserstoffhochlauf aus der Sicht des Logistikunternehmens „Paul Group“ an einer Wegscheide: Technologie und Kapital sind (noch) vorhanden – doch der Markt läuft aus dem Takt. Der Bundesrechnungshof bringt es in seinem Bericht „Umsetzung der Wasserstoffstrategie des Bundes“ (28.10.2025) auf den Punkt: Zu viele Strategien, zu wenig Steuerung.

Viel wurde bereits erreicht, doch die Wasserstoffwirtschaft ist kein Selbstzweck und ihr Erfolg entscheidet sich nicht in Konzeptpapieren, sondern im Betrieb – dort, wo Projekte Routine werden und Erfahrung Märkte schafft. H₂-Mobilität ist der Initialmarkt des Hochlaufs: Sie verbindet Technologie, Nutzung und Infrastruktur und kann als erstes Segment Marktfähigkeit beweisen.

Ob Deutschland den Übergang von der Strategie zur Umsetzung schafft, entscheidet sich daran, ob Politik und Wirtschaft diesen Sektor gemeinsam in den Takt bringen.

Befund
  • Förderung verpufft: Trotz über 15 Mrd. € Fördermitteln – davon 6,9 Mrd. € für F&E, Markthochlauf, Mobilität und Infrastruktur seit 2018 – bleibt die Marktwirkung gering. Rund 3 Mrd. € stecken in Projekten, die sich verzögern, weil Verfahren nicht ineinandergreifen.
  • Technologiereife ohne Betriebsreife: Was technisch marktfähig ist, scheitert im Betrieb. Genehmigungen, Regularien und Zuständigkeiten laufen asynchron.
  • Zwei Hochläufe, kein Gleichklang: Mobilitätsprojekte werden wirtschaftlich tragfähig, während Industrie- und Infrastrukturvorhaben in Planungs- und Vergabeschleifen verharren.
  • Mittelstand verliert Vertrauen und Kapital: Komplexität, Kosten und Unsicherheit bremsen Investitionen; erste Pioniere müssen Millionen abschreiben – der Hochlauf kippt vom Aufbruch in Ernüchterung.
  • Volkswirtschaftliches Déjà-vu: Wie bei Solar, Wind und E-Mobilität droht der Verlust industrieller Führungsrolle. Asien skaliert, Deutschland fragmentiert – und verliert Tempo.
  • Erfahrung als Exportgut: Deutsche Betriebs- und Umsetzungskompetenz ist international gefragt – entfaltet aber nur Wert, wenn der heimische Markt funktioniert.
Hebel für einen marktwirksamen Hochlauf – Mobilität als Markttreiber

1. Resilienz schaffen

  • Vertrauen durch Verlässlichkeit schaffen: Bund und Länder müssen Zuständigkeiten klären, Verfahren vereinheitlichen und Förderlogiken marktgerecht ausrichten. Nur stabile Rahmenbedingungen sichern Investitionen.
  • Regionale Wertschöpfung stärken: Mittelstandsgetragene, dezentrale H₂-Projekte gezielt fördern und Bürokratie abbauen. Regionale Liefer- und Serviceketten sichern Akzeptanz und Beschäftigung.
  • Systemdienlichkeit verankern: Speicher- und Reservekapazitäten als Teil der kritischen Infrastruktur anerkennen – Grundlage für Versorgungssicherheit und Betriebskontinuität.

2. Wirtschaftlichkeit sichern

  • Planungssicherheit herstellen: Energiekosten für H₂-Nutzung senken, RED-II-Vorgaben praxistauglich anpassen und die Mautbefreiung für emissionsfreie Antriebe bis 2031 festschreiben. Nur berechenbare Kosten ermöglichen Investitionen.
  • Marktzugang fair gestalten: Förderprogramme wie KsNI vereinfachen, technologieoffen ausrichten und die THG-Quote so präzisieren, dass H₂-Verbrenner und Brennstoffzellen gleichgestellt sind – einschließlich klarer Anrechenbarkeit biogener H₂-Pfadoptionen und Abfallströme. Einheitliche Regeln schaffen Vertrauen.
  • Investitionen absichern: H₂-Kernnetz-Kosten befristet deckeln, steuerliche Anreize ausweiten und mehrjährige Förderzusagen einführen – für verlässliche Amortisation und Skalierung.

3. Klimaziele realistisch erreichen

  • Zwei Technologien – ein Ziel: H₂-Mobilität als komplementäre Säule zur Elektrifizierung verankern, besonders im Schwerlast- und Flottenverkehr. Nur der Dual-Ansatz macht Klimaneutralität erreichbar.
  • Mittelstand einbinden: Cluster- und Förderstrategien so gestalten, dass kleine und mittlere Unternehmen aktiv beteiligt bleiben – sie sichern Umsetzungskompetenz und Tempo.
  • Europäische Standards etablieren: Einheitliche Zertifizierung, interoperable Systeme und transparente Herkunftsnachweise EU-weit umsetzen. Das stärkt Investitionssicherheit und beschleunigt den Markthochlauf.

Der Hochlauf gelingt, wenn Planung zu Betrieb und Politik zu Markt wird –und der Mittelstand wieder investieren kann, statt abzuwarten.

www.paul.group

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