
Foto: Lisa Levy
Bundesweit betreibt die „Straßenverkehrsgenossenschaft“ (SVG) 30 Autohöfe. Der Autohof Lohfeldener Rüssel am Autobahnkreuz Kassel ist ein Autohof der „SVG Hessen“, die in ihrem Bundesland acht Autohöfe betreibt.
Durch seine direkte Nähe zur A7 und zur A 49 bietet der 2009 erbaute Autohof Reisenden und Brummifahrern eine echte Alternative zu den teureren Raststätten. Bei der Abfahrt von der Autobahn springt den Besuchern sofort die Autobahnkapelle – ein moderner Betonbau – ins Auge, die gleich am Eingang des Areals erbaut wurde. So ging es auch „tankstelle“-Chefredakteurin Lisa Levy, als sie den Autohof im November 2024 anlässlich des Shop-Umbaus besuchte, der zum 15-jährigen Bestehens des Autohofs umgesetzt worden war. Als nächstes fallen die zahlreichen Antriebsarten auf, welche der Kunde hier tanken oder laden kann.

Foto: Lisa Levy
Auf dem großflächigen Areal finden sich neben den gängigen Kraftstoffen auch LNG, Bio-CNG, Wasserstoff und HVO100. Außerdem stehen sechs HPC-E-Ladesäulen sowie acht „Tesla“- Ladesäulen zur Verfügung. Bei den HPC-E-Ladesäulen wurde mit dem örtlichen Energieversorger EAM zusammengearbeitet, große Solarpanele direkt daneben sowie auf dem großen Dach des Autohofs generieren den grünen Strom.
„Unser SVG Autohof Lohfeldener Rüssel ist ein zentraler Knotenpunkt für Berufskraftfahrende, Reisende und Logistikunternehmen. Neben modernen Tank- und Ladeeinrichtungen sorgen wir mit gastronomischen Angeboten, großzügigen Parkplätzen und weiteren Services dafür, dass sich unsere Gäste wohlfühlen“, sagt Alexander Hillers, Vorstandsvorsitzender der „SVG Straßenverkehrsgenossenschaft Hessen eG“ und Mitglied im Vorstand der „VEDA Vereinigung Deutscher Autohöfe e.V.“. „Mit der Modernisierung unseres Tankstellenshops werden wir den Veränderungen der Zeit und damit auch den Wünschen unserer Kunden gerecht.“
Ein freundlich wirkender Shop
Schon auf dem Außengelände bemerkt man, dass die „SVG Straßenverkehrsgenossenschaft Hessen eG“ mit der Zeit geht. Beim Betreten des Shops bestätigt sich dieser Eindruck: Dieser wurde im Sommer 2024 vom Ladenbau-Unternehmen „s-iQ Objekt GmbH“ komplett umgebaut und modernisiert. Eine neue Bistroküche sorgt für mehr Ergonomie für die Mitarbeiter, ein freundlich und hell wirkender Shop wurde innerhalb kurzer Zeit umgesetzt. Schon durch die Glasfront wirkt der Shop von außen einladend und übersichtlich.

Foto: Madina Sayed-Charki
Innen geht es einladend weiter. Die niedrigen Warengondeln lassen den Blick des Kunden frei schweifen und ermöglichen eine Orientierung und Übersicht über das gesamte Sortiment. Auch viel Non-Food wird hier angeboten – man kennt seine Kundschaft, die Trucker und auch die Lohfeldener, gut. Auch Produkte für Kinder sind im Shop zu finden, von Kuscheltieren bis hin zu Puzzles – beim Besuch der „tankstelle“ kam zufällig gerade ein Außendienstler von „Tollkühn Shoppartner“ vorbei.
„Die größte Herausforderung war, den Betrieb während der gesamten Umbauphase aufrechtzuerhalten. Um dies zu ermöglichen, haben wir den Shop in einer Nacht auf ein Drittel der Fläche reduziert“, sagt Nils Kron, Prokurist bei der „SVG Hessen“. „Der Shop-Umbau dauerte von der Planung bis zur Fertigstellung nur zwei Monate. Alle beteiligten Gewerke haben dafür Hand in Hand gearbeitet“, so Kron weiter. „So konnten wir unseren Kunden einen laufenden Betrieb ermöglichen und den Umbau zum 15-jährigen Jubiläum des Autohofs einhalten.“
Ziel des Umbaus sei es gewesen, „das gastronomische Geschäft im Bistro nach vorne zu bringen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern“, sagt Volker Walz, Geschäftsführer bei „s-iQ Objekt GmbH“. „Trotz einer großen Rundtheke mit Snacks wurde das Angebot in dem damaligen Umfeld nicht wahrgenommen. Dazu waren der Ablauf hinter dem Counter, die Customer Journey, das Flächenlayout, die Regalierung und die Einrichtung neu zu planen. Daneben wurde das Angebot im Shop deutlich gestrafft und geändert.“
Ein gemeinsames Verständnis
Von der Zusammenarbeit mit dem Großunternehmen SVG war der Ladenbauer begeistert: „Wir haben zum ersten Mal mit dem Eigentümer zusammengearbeitet und sofort ein gemeinsames Verständnis füreinander entwickelt“, so Geschäftsführer Volker Walz. „Die Zusammenarbeit bei dem Projekt war sehr effizient, professionell und zielorientiert.

Die erste Skizze wurde im Februar gezeichnet, im Juni wurde bereits der Shop und das Bistro eingebaut. Der gesamte Prozess lief optimal.“ Aufgrund dessen ließen sich die Ziele schnell erreichen. „Zielsetzung war es, auf gleicher Fläche die Abläufe zu optimieren. Der rückwärtige Vorbereitungs- und Küchenbereich ist offener gestaltet, um den Zugang zu erleichtern, zudem wird an der Belegstation mit Blick zum Kunden gearbeitet“, führt Walz aus. „Die Ausgabe und Rückgabe des Geschirrs zur Spülküche ist nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip hygienisch ideal gelöst.“
Und auch Branchen-Netzwerker Istvan Elias, der das Projekt begleitete, ist begeistert vom Ergebnis: „Der Shop mit Bistro sowie der Verweilbereich sind heller, offener und moderner geworden und somit für die Gäste ansprechender, abgerundet durch den Einsatz mehrerer Digital-Signage-Monitore.“
Zuvor lag laut Elias die größte Herausforderung darin, „dass der alte Shop schon mehr als zehn Jahre alt war und für damalige Verhältnisse sicher das beste herausgeholt wurde. Das Hineindenken in eine völlig neue Shopgestaltung war für alle Beteiligten die größte Herausforderung.“
Digitale Werbeflächen
An mehreren Orten wird dem Kunden digitale Werbung ausgespielt: Über der Kassentheke, im Bistro-Verweilbereich mit modernen Sitzgelegenheiten, über dem Cooler und an einigen Gondeln. Hier setzte man auf die Technik von PWM und kann sowohl eigene Werbung als auch externe Werbung präsentieren, zum Beispiel für „Red Bull“ oder regional ansässige Unternehmen. Auch für Aktionen wie den „Schnitzeltag“ oder den „Pizzatag“ im Restaurant kann dann im Shop geworben werden.

Foto: Lisa Levy
„Im Loungebereich sind die Bildschirme hervorragend zur Platzierung von externer Werbung geeignet, da dort der Kunde entspannt und empfänglich für Werbung ist“, sagt Christoph Schürholz, Sales Manager Deutschland Nord bei PWM. „Durch die von PWM vermarktete externe Werbezeit ist die Nutzung von ‚dooh-it‘ für den Stationär kostenlos und am Jahresende erwartet den Betreiber noch eine anteilige Beteiligung an den Erlösen aus der Vermarktung der Fremdwerbung. Die unterschiedlichen Betreiber- und Nutzermodelle von ‚dooh-it‘ geben dem Stationär die Möglichkeit der flexiblen Nutzung eines jeden Bildschirms.”
Speisen und Verweilen
Im gemütlich wirkenden Restaurant mit 350 Sitzplätzen innen und außen bietet Autohof-Pächter und Hotel-Inhaber Uwe Möller seinen Gästen einen täglich wechselnden Mittagstisch, saisonale Gerichte und eine frische Salattheke. Zusätzlich gibt es an bestimmten Wochentagen Aktionen wie einen „Pizzatag“ oder einen „Hähnchentag“. Die Hähnchen und die für verschiedene Gerichte verwendeten Eier stammen von einem Bauernhof in der Region. Auch eine Kinderkarte sowie eine „Playstation“ fehlen nicht: Ein eigens eingerichteter Kinderbereich mit Spielsachen.

Foto: Lisa Levy
Die Hauptkundschaft, die Trucker, bekommen beim Parken auf dem Kolonnenparkplatz des Autohofs einen Voucher mit Verzehrgutschein fürs Restaurant. Das Gericht „Sattelschlepper“ ist übrigens der Bestseller, verrät uns der Küchenchef. Zu Weihnachten und Silvester ist das Autohofrestaurant „Zum Rüssel“ ausgebucht, denn die Lohfeldener wissen die herzhafte Küche zu schätzen, was für die Qualität der Speisen spricht. Von der „TruckFly Community by Michelin“ wurde der SVG Authof Lohfeldener Rüssel ebenso wie der SVG Autohof Merenberg in der Kategorie „Raststättenrestaurant“ 2024 als die Besten ausgezeichnet. Mehrere Veranstaltungen wie die „Rüssel Truck Show“ oder ein „Familienfest“ werden von den Pächtern organisiert und locken regelmäßig ein großes Eventpublikum auf den Autohof.
Ein Familienunternehmen
Pächter Uwe Möller betreibt den Autohof im April seit zwölf Jahren, zusammen mit seiner Ehefrau. Die gemeinsame Tochter leitet das Hotel und auch der Sohn der Möllers ist im Familienunternehmen eingespannt, für die IT. Im „Hotel am Rüssel“ gibt es verschiedene Zimmerkategorien, Doppelzimmer und auch Familienzimmer mit Schlafcouch sind buchbar. Fünf moderne Tagungsräume mit Tageslicht und zeitgemäßer Konferenztechnik bieten auch Raum für Geschäftspublikum.
Die Kapelle
Von außen sieht die kleine Autohofkapelle aus wie ein relativ schlichter Betonbau. Doch beim Betreten erlebt der Besucher gleichzeitig den Eintritt in eine andere Welt. Völlig ruhig – bis auf eine leise, angenehme Entspannungsmusik – kann hier abseits der Motorengeräusche innegehalten werden. Eine Gruppe Ehrenamtlicher von rund 15 Personen kümmert sich um die Ordnung und Sauberkeit der 24 Stunden zugänglichen Kapelle. Das Kondolenzbuch ist gut gefüllt. Vom Architekten über das Fundament und die Details beliefen sich die Kosten für die Kapelle auf eine sechsstellige Summe. Der Invest zahle sich aber aus – die Kapelle wird gut angenommen, sorgt auch für eine längere Verweildauer und glücklichere Kunden. Die SVG Hessen errichtete an sechs ihrer acht Autohöfe in Hessen Kapellen.
Nachhaltigkeit
Neben den diversen Kraftstoffangeboten wie LNG, Wasserstoff, HVO 100 und Bio-CNG sowie den E-Ladesäulen und Photovoltaik sind auch Schnellladesäulen für Lkws geplant, welche in naher Zukunft direkt beim Kolonnenparkplatz errichtet werden sollen. Hier setzt die SVG auf eine Kooperation mit „Milence“, einem Joint-Venture von „Daimler Truck“, „Traton“ und der „Volvo“-Gruppe. Die geplanten Hypercharger ermöglichen es den Lkw-Fahrern dann, in einer kurzen Zeit von nur 20 Minuten laden zu können. „In Lohfelden planen wir bereits für das erste Quartal 2025 vier Ladesäulen mit einer Ladeleistung von je 400 kW“, so Nils Kron, Prokurist bei der „SVG Hessen“. Doch dabei soll es nicht bleiben: „Geplant sind mittelfristig weitere vier Lkw-Ladesäulen mit je 1.000 kW“, so Kron. „Mit dieser Erweiterung möchten wir eine leistungsstarke und zukunftsfähige Ladeinfrastruktur für den Güterverkehr auf unserem Autohof bereitstellen.“
Weiterentwicklung der Autohöfe
Obwohl schon eine Menge modernisiert wurde, hat die „SVG Hessen“ noch viele Pläne für die kommende Zeit. „In Zukunft werden wir unsere bestehenden Autohöfe nach und nach modernisieren, um noch mehr Komfort und eine zeitgemäße Ausstattung zu bieten. Dabei stehen die Bedürfnisse unserer Gäste im Mittelpunkt“, führt Prokurist Nils Kron weiter aus. „Parallel dazu prüfen wir fortlaufend neue Standortoptionen, um unser Netz weiter auszubauen. Mit jedem neuen Projekt verfolgen wir das Ziel, unseren Gästen ein Stück Wohlfühlatmosphäre zu bieten – egal, ob sie kurz Rast machen oder längere Pausen einlegen möchten.“