Auf dem 20. Fachkongress für erneuerbare Mobilität drehte sich Ende Januar in Berlin alles um neue Trends und Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Kraftstoffe. Die fünf veranstaltenden Verbände der deutschen Biokraftstoffwirtschaft begrüßten insgesamt 700 Teilnehmende aus 33 Nationen auf dem Fachkongress. Die Kongressteilnehmer sind sich einig: Alternative Antriebsmöglichkeiten wie Biodiesel, Bioethanol und Biomethan stehen hoch im Kurs. Angesichts der Herausforderung des Klimaschutzes werden auch E-Fuels, die aus Wind-, Sonnen- und Bioenergie hergestellt werden, eine tragende Rolle für den Klimaschutz im Verkehr spielen.
Biokraftstoffe sparen CO2 ein
Wie der Vorsitzende des Bundesverbandes Bioenergie (BBE), Artur Auernhammer, zu Beginn des Kongresses betonte, haben nachhaltige Biokraftstoffe 2021 mehr als 11 Millionen Tonnen CO₂ eingespart. Nachhaltige zertifizierte Biokraftstoffe sind und bleiben daher ein unverzichtbarer Beitrag für effektiven und sofort wirksamen Klimaschutz im Verkehr, so seine Einschätzung. Es bedürfe jetzt einer umfassenden Strategie für alternative Kraftstoffe und Antriebe, forderte der BBE-Vorsitzende mit Blick auf das Bundesumweltministerium.
Kritik an Lemke und Özdemir
Die zentrale gemeinsame Botschaft der Kongressteilnehmer aus der erneuerbaren Mobilitätsbranche ist, dass der zum Fachkongress bekannt gewordene Referentenentwurf des Bundesumweltministeriums zur schrittweisen Abschaffung von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse mit aller Deutlichkeit abgelehnt wird. Die von Bundesumweltministerin Steffi Lemke zu verantwortende und von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir unterstützte Initiative stehe im krassen Widerspruch zu der bei diesem Fachkongress vorgestellten Notwendigkeit zum Schließen der Treibhausgasminderungslücke im Verkehrssektor. Die angekündigte schrittweise Absenkung der Obergrenze für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse würde die Sektorzielverfehlung zementieren, zumal der Anteil an erneuerbarem Strom sich rückläufig entwickelt und das Beschleunigungsgesetz zum Ausbau erst in Jahren seine Wirkung entfalten könne. Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse sind, so ein Ergebnis dieses Kongresses, in ihrer Brückenfunktion essentiell. Sie liefern den größten realen Beitrag zur Treibhausgasminderung, da sie anders als E-Mobilität und Wasserstoff nicht sachwidrig mehrfach angerechnet werden.
E-Mobilität keine alleinige Lösung
Der Hochlauf der E-Mobilität komme inzwischen ins Stocken. Ein Großteil der mit Steuermitteln geförderten Fahrzeuge werden nach kurzer Haltedauer ins Ausland weiterverkauft. Die Experten aus der gesamten Wertschöpfungskette der erneuerbaren Mobilität warnen deshalb mit Nachdruck, dass die geplante Gesetzesänderung nicht nur eine massive Verunsicherung in der gesamten Branche der erneuerbaren Mobilität bedeute, sondern ganze Warenströme umgelenkt würden. Die geplante Gesetzesänderung des BMUV ist zugleich eine Warnung an die Investoren, die in Biokraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen investieren wollen. Die Umsetzung dieser Pläne würde den Klimaschutz im Verkehr um Jahre zurückwerfen, trotz der Dringlichkeit einer schnellen Minderung des Treibhausgasausstoßes. Nachdem der Verkehrssektor im Jahr 2021 bereits das Ziel des Klimaschutzgesetzes verfehlt hat, wird auch für 2022 eine deutliche Überschreitung der Treibhausgasemissionen prognostiziert.