
Foto: Q1 Energie AG; Westfalen AG Münster
Die Digitalisierung von Tank- und Gutscheinkarten eröffnet Tankstellen neue
Möglichkeiten, Abläufe effizienter zu gestalten und Kundenbedürfnisse besser
zu bedienen. Cloudbasierte Plattformen vereinfachen die Verwaltung und schaffen neue Vermarktungsoptionen – sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich.
Welche konkreten Effizienzpotenziale ergeben sich für Tankstellenbetreiber? Wie lassen sich digitale Karten in bestehende IT-Strukturen integrieren? Und welche Rolle spielen digitale Gutscheine in Kundenbindungs- und Marketingprogrammen? Klaus Paul-Schierhorn, Loyalty- und Giftcard-Experte beim Anbieter „Knistr“, der unter anderem die Programme von „Jet“, „Aral“, „Orlen“ beziehungsweise „star“ betreut, erläutert die praktische Funktionsweise moderner Kundenbindungssysteme.
Neue Chancen durch Digitalisierung
Digitale Gutscheinkarten sind längst mehr als ein nettes Geschenk oder ein praktisches Zahlungsmittel. Für Tankstellen eröffnen sie ein zusätzliches Geschäftsfeld: Mehr Kundenfrequenz und -bindung, höhere Umsätze und die Möglichkeit, sowohl Privat- als auch Geschäftskunden neue attraktive Angebote zu machen. Kurz: Digitale Gutscheinkarten sorgen für mehr Umsatz. Dabei gehen moderne Systeme weit über reine Standardfunktionen hinaus. Virtuelle Karten, wählbare Aufladebeträge, personalisierte Fotokarten oder Grußbotschaften – all das ist heute über cloudbasierte Lösungen technisch möglich. Gleichzeitig gewinnen auch die B2B-Kunden: Über digitale Gutschein- und Tankkarten-Lösungen können Unternehmen Karten für Mitarbeitende, Kunden oder Partner unkompliziert bestellen und verwalten. Ein digitales Bestellsystem steigert hier die Effizienz erheblich und macht den gesamten Prozess für alle Seiten einfacher und transparenter.
Die größten Herausforderungen
So attraktiv das Geschäft ist: Die Umsetzung verlangt Expertentum. Die erste große Hürde ist die technische Integration. Auch juristische Formalien sind zu berücksichtigen. Eine Integration der Kasse und eine saubere Verbindung zur Buchhaltung sind in jedem Fall zwingend erforderlich. Wer hier einen unerfahrenen Partner nutzt, riskiert Fehler, die schnell teuer werden können. Auch die Koordination mit anderen Dienstleistern und die Einbindung der Tankstellenpächter müssen priorisiert betrachtet werden. Eine mehrfach erprobte Software mit den relevanten Schnittstellen zu Kassen- und Buchhaltungssystemen ist essenziell, diese sollte in der Anwendung intuitiv und ohne allzu aufwändige Personalschulungen funktionieren. Eine umfassende Vermarktung ist die Bedingung für den Erfolg des Programms: Ob Point of Sale, online oder Plakatkampagnen, Sichtbarkeit auf allen Kanälen, die richtige Incentivierung und Erfolgsmessung müssen Hand in Hand gehen.
Spezialisierte Lösungen
Ein häufig gemachter Fehler ist der Versuch, Gutscheinkarten mit generischer Shop-Software abzuwickeln. Dabei ist das Geschäftsfeld Geschenkkarten viel zu speziell. Schließlich handelt es sich im Idealfall um ein hochflexibles Produkt – mit integrierten Grußbotschaften oder frei wählbaren Beträgen und Motiven. Moderne, cloudbasierte SaaS-Plattformen, die speziell für Geschenkkarten entwickelt wurden, sind hier der Schlüssel: Sie sind skalierbar und eröffnen auch kleineren Tankstellenketten Zugang zu einem Geschäftsfeld, das früher den Großen vorbehalten war. Dabei gilt: Software muss nicht nur virtuelle Karten abbilden können, sondern auch ein Tool bieten, mit dem Tankstellenbetreiber selbst physische Karten bestellen und verwalten können. Ein klarer Vorteil ergibt sich, wenn die Dienstleister die IT dafür im eigenen Haus haben und bereits Branchenerfahrung im Tankstellenbereich besitzen. Schließlich erfüllen Tankkarten ganz andere Kundenbedürfnisse als Giftcards im Mode-Bereich.
Digitalisierung erlebbar machen
Die Digitalisierung von Tank- und Gutscheinkarten ist nicht nur ein IT-Projekt, sondern eine echte Transformation am Point of Sale. Tankstellen werden befähigt, selbst mit Gutscheinkarten zu handeln, Umsatzpotenziale auszuschöpfen und ihren Kunden moderne Services anzubieten. Mit smarten Schnittstellen etwa zur Buchhaltung, flexiblen Tools für virtuelle und physische Karten sowie einem offensiven Marketing gerade zum Programmstart entsteht ein System, das Tankstellenbetreibern und -pächtern langfristig neue Ertragsquellen erschließt – und Kunden ein nahtloses, modernes Erlebnis bietet. Tankstellen werden so Teil einer Entwicklung, die weit über das Tanken hinausgeht – hin zu modernen Service- und Online-Handelsplattformen.

Darauf sollten Tankstellen bei der Digitalisierung ihres Gutscheinkartenprogrammes achten:
- Klare Zielsetzung
Bevor Unternehmen mit der Digitalisierung ihres Gutscheinsystems beginnen, müssen die Ziele feststehen und in eine Hierarchie gebracht werden. Was ist besonders wichtig: Steigerung des Umsatzes, die Erhöhung der Kundenbindung oder die Erfassung wertvoller Kundendaten zur individuellen Ansprache durch flankierende Marketingmaßnahmen? Diese Zielklarheit erleichtert die Auswahl der passenden Technologien und Maßnahmen.
- Integration und Automatisierung sicherstellen
Das Gutscheinsystem muss nahtlos in bestehende Kassen-, ERP- und CRM-Systeme eingebunden werden, um effiziente Abläufe und automatisierten Datenabgleich zu gewährleisten. Erprobte Schnittstellen entlang der Prozesskette ermöglichen transparentes Handling und eine zentrale Steuerung der Gutscheinkarten.
- Omnichannel-Erlebnis bieten
Giftcards sollten sowohl online als auch im stationären Handel komfortabel ein- und einlösbar sein. Mobile-optimierte Lösungen, digitale Wallets, QR-Codes sowie personalisierte und saisonale Designs steigern die Nutzerzufriedenheit und erweitern die Einsatzmöglichkeiten.
- Offensive Vermarktung und Schulung
Zum Programmstart ist eine breit angelegte Kommunikation über alle Kanäle notwendig, inklusive sichtbarer Platzierung, Storytelling und saisonaler Kampagnen. Gut geschultes Personal sorgt für mehr Impuls- und Wiederholungskäufe.
- Erfolgsmessung und kontinuierliche Optimierung
Regelmäßige Analysen von Verkaufszahlen, Nutzungsverhalten und Motivpräferenzen tragen dazu bei, das Angebot datenbasiert weiterzuentwickeln. Smarte Reporting-Tools und flexible Anpassungen sichern eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.