Dieser Beitrag zum Thema Ladenbau ist erschienen in der “tankstelle” 05/2023, in unserem exklusiven CLUB-Teil für Abonnenten und unter der Rubrik “Rat vom Experten”. Unser Experte in dieser Ausgabe war Volker Walz, Geschäftsführer bei “s-iQ Objekt GmbH”:
“Ein neuer oder umgebauter Tankstellenshop ist das sichtbare Ergebnis einer intensiven Entwurfs- und Planungsphase. Dabei wird viel Aufwand und Expertise von Konzept- und Einrichtungsberatern und Planern erbracht, die weit mehr als eine colorierte Skizze zum Angebot sind. Zu empfehlen ist es, unabhängig von der Ausführung, einen Planungsvertrag abzuschließen. Damit wird das notwendige Budget zur Beratung und zu verschiedenen Entwürfen zur Verfügung gestellt.
Oft haben die Kunden bereits jahrelang andere Shops von Kollegen besucht, Fotos erstellt und klare Vorstellungen entwickelt. Wegen der vielfältigen Eindrücke und Prägungen geht es in dieser Phase darum, den Prozess strukturiert und zielorientiert zu gestalten. In dieser Zeit gilt es für den Berater vor Ort zu sein und gut zuzuhören. Wenn zeitlich möglich, empfehle ich den Interessenten Store-Checks an Standorten, die wir bereits neu- oder umgebaut haben. In einem Showroom lässt sich das nur sehr eingeschränkt abbilden.
Ich empfehle im ersten Schritt mit Checklisten und einem Fragebogen zu arbeiten, um die Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden zu erfassen, zu bündeln und zu destillieren. Mit Fotos, Moods und Materialcollagen lassen sich diese verdichten und ein Gestaltungsnarrativ entwickeln. Die Visulisierung hilft in dieser Phase, die Zahl der Varianten zu minimieren und damit Zeit und Aufwand zu reduzieren, die besser in die Ausarbeitung der Entwurfsplanung investiert werden.
Wurde in der Vergangenheit vor allem zunächst mit Grundrissen und Handskizzen gearbeitet, so schafft die frühe 3-D-Visualisierung sehr viel besser einen Eindruck des Raumes und der Materialien. Dies erhöht die Entscheidungssicherheit und verkürzt den Entscheidungsprozess. Beides verschafft mit Blick auf den noch immer gegenwärtigen Mangel oder die Lieferzeiten für Komponenten und Materialien wertvolle Zeit.
Ist die Entwurfsplanung abgeschlossen, kann auf Basis von Erfahrungswerten eine Kostenschätzung abgegeben werden, die in einer Kostenkalkulation detailliert dargestellt wird. Erst auf Basis eines freigegebenen Angebots können die Ausführung geplant und ein Bauzeitenplan erstellt werden. Um beides im Blick zu haben, ist zu empfehlen, dem Shopeinrichter auch die Bauleitung zu übertragen.
Vor allem beim Umbau ist oft ein Eingriff in die Substanz notwendig, sind Gebäude zu entkernen oder die Technische Gebäudeausrüstung neu zu planen. Beim Einbau einer Küche sind zudem der Einbau von Zu- und Abluft und bei einer Fritteuse gar eines Fettabscheiders notwendig. Der Betrieb des Shops in einen Container beim Umbau oder die Verzögerung bei der Eröffnung bringt Umsatzverluste mit sich, die bei einer präzisen und realistischen Bauzeitenplanung und professionellen Gewerkekoordination reduziert werden können.
Shop-Design ist Kommunikation im Raum. Know-how um effiziente Abläufe und Flächennutzung, Logistik, Kühltechnik, aber auch Psychologie, fließen mit ein. Dabei gilt es den Kunden an verschiedenen Touchpoints anzusprechen, abzuholen und auch zu (ver-)führen. Zumeist sind dabei die Rahmenbedingungen gesetzt: Zugang vom Forecourt, Kühl-, Sozial- und Vorbereitungsräume.
Die Anforderungen und die Wünsche sind oft umfangreich: SB-Regale, Heißtheke, Kühlschränke und ein Sitzbereich. Entsprechend der Kundenstruktur und der Lage sind die Bereiche zu planen. Ein urbaner Standort mit viel Lauffrequenz benötigt ein anderes Flächenlayout als ein ländlicher Standort mit Nahversorgerfunktion. Der Kunde möchte sich mit Sichtachsen und klaren Laufwegen schnell orientieren. Orientierung ist eine wesentliche Aufgabe der Customerjourney. Die beginnt schon vor dem Shop.
Deshalb ist zu empfehlen, die Fassadengestaltung in das Shop-Design einzubeziehen. Der Shop und sein Angebot müssen auch von außen sichtbar sein und einladen – auch außerhalb der Öffnungszeiten. Deshalb ist es zu empfehlen, die Zahl der Aufsteller und der Aktionsware vor dem Shop zu reduzieren, nur niedrige oder halbhohe Regale an den Fensterflächen zu platzieren. Vom Eingang muss die Sichtachse frei sein auf die Kasse mit Foodcounter. Auf dem Weg dorthin gilt es das Interesse der Kunden auf Zusatzverkäufe zu lenken, Impulse zu setzen: mit Dekoration, Displays und Lichtspots.”
volker.walz@s-iq.de
www.s-iq.de
www.tankstelle-magazin.de/ta-club