
Die Fachzeitschrift „tankstelle“ führt in der Heftmitte acht Extra-Seiten, die nur an Abonnenten versandt werden. Vor kurzem startete dort eine Best-Practice-Serie, in der Tankstellen- und Autohofbetreiber vorgestellt werden, die aus der Praxis für die Praxis berichten und erklären, wie Sie ihr Unternehmen erfolgreich führen.
Einen einmaligen Vorgeschmack geben wir Ihnen hier mit dem ersten Teil der CLUB-Serie Best Practice, der in der Juni-Ausgabe der „tankstelle“ erschien: „Aus Leidenschaft zum Erfolg“, mit Tankstellenbetreiber Sebastian Weise.

Das „Wasch- und Tankcenter Weise GbR“ durchlebte in seiner Geschichte ständige Anpassungen, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren. Heute führt Sebastian Weise das Unternehmen in zweiter Generation. „Der eigene Standort ist mehr als nur eine Adresse und sollte vom Betreiber genau verstanden werden“, sagt Weise. „Ich beobachte die Kundenbedürfnisse und das Standortumfeld genau und passe mein Angebot entsprechend an.“
Für Sebastian Weise sind ständige Revision und Verbesserung der zentrale Antrieb – sowohl unternehmerisch als auch persönlich. „Ich schätze den Austausch mit anderen Betreibern auf Messen und Branchentreffen und lasse mich gern neu inspirieren“, erklärt der Kaufmann seine Begeisterung und Leidenschaft für die Tankstellenbranche. „Meine Eltern haben das Wasch- und Tankcenter knapp drei Jahrzehnte mit Persönlichkeit und Leben gefüllt. Darin habe ich dann vor acht Jahren meinen Platz gefunden“, so Weise.
Eine waschechte Geschichte
Mit Pragmatismus und Weitsicht hatte Familie Weise das Geschäft stetig weiterentwickelt. “Ursprünglich war alles als Waschpark geplant. Dann wurde es doch eine Tankstelle. Später kam das Bistro hinzu“, erinnert sich der Unternehmer. Die Gastronomie war aus einer Not heraus entstanden. “Heute ist das Bistro das Herzstück unseres Geschäfts und der Pulsschlag des Unternehmens. Wir haben uns den Wünschen der Gäste stetig angepasst und autodidaktisch weiterentwickelt“, verrät Weise. “Wir haben unser Angebot und den Gastraum erweitert und dafür den Verkaufsbereich reduziert. Im direkten Umfeld ist unser Bistro die einzige Gastronomie – und bekannt für seine Currywurst.” Betreiber Sebastian Weise möchte in der brandenburgischen Kleinstadt mit rund 45.000 Einwohnern der favorisierte Anlaufpunkt seiner Kunden für Autowäsche, Tanken und gutes Mittagessen bleiben.
Visionen und Versuche
Grundlagen seiner Entscheidungen sind klare Überlegungen und der aufmerksame Blick ins eigene Sortiment. „Ich packe ein Problem lieber einmal richtig an, als immer wieder halbgar. Kleinen Standorten wie uns bieten sich für Versuch und Irrtum nur sehr wenige Spielräume“, betont der Unternehmer. Kundenbedürfnisse erfragt Weise direkt und setzt diese wenn möglich auch um.

„Erkenne ich eine Chance zur Verbesserung, entscheide ich konsequent“, erklärt der Kaufmann. „Wer wiederholt die eigene Ware abstaubt, sollte seine Zahlen prüfen und reagieren.“ Ein gutes Sortiment sollte nicht unbedingt breit, sondern tief sein, besonders wenn man Nischen besetzen kann.
Seinen Waschpark hatte Weise direkt nach Geschäftsübernahme modernisiert. „Das Investment hat sich bewährt und sorgt weiter für gute Umsätze, obwohl die Waschzahlen branchenweit seit längerer Zeit rückläufig sind. Eine wichtige Kostenersparnis erreiche ich durch mein strategisches Investment in eine Solaranlage, die aktuell 20 Prozent des Eigenbedarfs deckt“, verrät Weise.
Am Ball bleiben
Sebastian Weise spricht oft von „wir“, wenn er über sein Unternehmen berichtet. „Guter Umgang mit Personal ist unerlässlich. Die Bedürfnisse meines Teams nehme ich ernst. Meine Mitarbeiter sind das Gesicht meines Unternehmens und das Lächeln in den Gesichtern meiner Kunden. Ich selbst packe mit an und versuche damit auch die Freude an der Arbeit vorzuleben“, erklärt Weise. Dennoch bleibt personeller Engstand das drängendste Problem. „Die Branche wird sich weiter transformieren. Um trotz hoher Frequenz Risiko und Kosten begegnen zu können, scheinen hybride Lösung unausweichlich. Steigende Convenience sollte jedoch persönlichen Kontakt niemals komplett ersetzen“, findet der Unternehmer. Sebastian Weise möchte sich auch hier treu bleiben und bedacht vorgehen: „Unsere Kunden sollten an technische Neuerungen herangeführt werden. Manche Systeme sind zudem noch unausgereift.“ Bezahlsysteme an den Zapfsäulen hat Weise bereits erfolgreich implementiert. „Finanziell haben sich die Systeme noch nicht gerechnet, aber sie verschaffen mir deutlich mehr Flexibilität in der Personalplanung“, berichtet der Kaufmann.
Gemeinsam in die Zukunft
Die Zukunft der Branche betrachtet Herr Weise mit gemischten Gefühlen. „Wir machen das aus Leidenschaft, obwohl der Kostendruck spürbar ist.“ Weise spricht offen über seine Situation und wünscht sich gleiches von anderen Betreibern. „Wir Betreiber teilen ähnliche Interessen und Sorgen, auch wenn Versorgungsstruktur und Standorte unterschiedlich sind”, gibt Weise zu bedenken. Für den eigenen Standort hat der Kaufmann weitere Pläne. „Ich würde gern das Pflegegeschäft ausbauen – mit einer Halle für Innenraumreinigung. Zudem hätte ich Freude an einem Burger-Angebot im Bistro.” Für den Unternehmer liegt die Zukunft im Zusammenspiel aus Stabilität und Entwicklung: „Konsolidieren, wo es nötig ist und diversifizieren, wo es sinnvoll erscheint“, erklärt Weise seine Strategie und schließt mit einem Bekenntnis: „Trotz aller Herausforderungen, gibt es für mich keine schönere Aufgabe, als die mit einer Tankstelle betraut zu sein.“
Fakten
- Standort: Am Pankeborn 3, 16321 Bernau bei Berlin
- Standorttyp: Kleinstadt
- Eröffnung: 1996
- Tagesgeschäft: Tanken, Bistro, Waschanlage
- Fläche: 200 m² Verkaufsfläche, 3.500 m² Gesamtfläche
- Ausstattung: 3 Doppeltanksäulen
- Frequenz: 800 Bons, circa 1.000 Kunden pro Tag
- Teamgröße: 10 Mitarbeiter (8 Festangestellte, 1 Köchin, 1 Hausmeister), 2 Aushilfen
- Besonderheiten: Zweitakt-Waschanlage, vier SB-Waschboxen
Text: Willy Laux


Historische Fotos:



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