Das Jahr 2024 ist mit leicht gestiegenen Kraftstoffpreisen zu Ende gegangen. Nach der aktuellen Auswertung des Verbraucherinformationsdienstes “Clever Tanken” kostete der Liter Super E10 im Dezember rund 1,6628 Euro. Das waren etwa 1 Cent mehr als im Vormonat (1,6511 Euro). Diesel kostete im vergangenen Monat rund 1,5972 Euro je Liter und damit rund 2 Cent mehr als im November (1,5819 Euro). Insgesamt verzeichneten beide Kraftstoffsorten im Jahr 2024 den dritthöchsten Preis seit Beginn der regelmäßigen monatlichen Auswertungen von Clever Tanken im Juni 2012. Teurer waren Super E10 und Diesel in den Jahren 2022 und 2023. „Die Weihnachtsferien und der moderate Anstieg der Rohölpreise haben das Autofahren im Dezember gegenüber dem Vormonat leicht verteuert und damit einen Vorgeschmack auf das neue Jahr gegeben. Denn am gestrigen Mittwoch ist die nächste Stufe der nationalen CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe in Kraft getreten. Damit könnte das Tanken grundsätzlich teurer werden“, sagt Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von Clever Tanken.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat (1,7198 Euro) war der Liter Super E10 im Dezember rund 6 Cent pro Liter günstiger. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht dies einer Ersparnis von etwa 13,68 Euro. Der Liter Diesel kostete im Dezember 2023 rund 1,6989 Euro und damit rund 10 Cent mehr als im vergangenen Monat. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht dies einer Ersparnis von rund 24,41 Euro.
Gründe für die Entwicklung der Kraftstoffpreise im Dezember
Steffen Bock: „Die Preise für Super E10 und Diesel sind im Dezember im Vergleich zum Vormonat relativ stabil geblieben. Die leichten Anstiege sind vor allem auf die bundesweiten Weihnachtsferien und die Entwicklung der Rohölpreise zurückzuführen. Beim Dieselpreis wirkte sich zudem die saisonal höhere Nachfrage nach Heizöl preistreibend aus.“
Die Preisentwicklung der für Deutschland wichtigen Rohölsorte Brent zeigte im Dezember gegenüber dem Vormonat einen moderaten Anstieg, jedoch keine signifikante Aufwärtsbewegung. Die Gründe für die relative Preisstabilität sind vielfältig.
Zunächst sorgte die positive Industriekonjunktur in China, dem zweitgrößten Ölverbraucher der Welt, für Optimismus an den Ölmärkten hinsichtlich einer steigenden Nachfrage. Ein weiterer preistreibender Faktor war die Verlängerung der Ölförderkürzungen durch das Ölkartell OPEC+ bis mindestens Ende des ersten Quartals 2025. Diese Entscheidung stärkte das Vertrauen der Marktteilnehmer in eine kontrollierte Angebotslage.
Darüber hinaus führten geopolitische Unsicherheiten zu einem Anstieg der Risikoaufschläge am Markt. Dazu gehörte auch der politische Umsturz in Syrien, der die Unsicherheit im Nahen Osten verstärkte. Neue EU-Sanktionen gegen Russland, die die Versorgung beeinträchtigen könnten, trugen ebenfalls zu Verknappungserwartungen bei. Schließlich spekulierten die Marktakteure auf Wirtschaftsstimuli der chinesischen Regierung, die die Nachfrage weiter stützen könnten. Auch die globale Urlaubssaison zu Weihnachten verstärkte die Hoffnungen auf eine solide Nachfrage und trieb die Preise nach oben.
Schließlich spielte auch die Zinspolitik der US-Notenbank eine Rolle: Die jüngsten Zinssenkungen der Federal Reserve schwächen den US-Dollar und machen Rohöl für Käufer aus anderen Währungsräumen günstiger. Dies erhöht die Nachfrage und führt zu Preissteigerungen.
Diesen preistreibenden Faktoren standen im Dezember aber auch diverse Gründe für sinkende Ölpreise gegenüber. Insbesondere die verhaltene Nachfrage aus China aufgrund der zögerlichen Konjunkturerholung belastete den Markt. Die Preissenkungen für Rohöl aus Saudi-Arabien verstärkten diesen Trend, da sie das Überangebot auf dem Markt verdeutlichten.
Zudem haben sich im Dezember die geopolitischen Konflikte im Nahen Osten nicht weiter verschärft. Insbesondere in Syrien und Israel scheinen sich die Spannungen in Grenzen zu halten. Dies reduzierte die Risikoerwartungen für die Ölversorgung. Des Weiteren trübte die OPEC+ die Marktstimmung, indem sie ihre Wachstumsprognosen für die weltweite Ölnachfrage erneut senkte. Schließlich war eine allgemeine Zurückhaltung der Anleger zu beobachten, die den Aufwärtsdruck auf die Ölpreise aufgrund der pessimistischen Aussichten und der verhaltenen globalen Nachfrage begrenzte.
Preisschere zwischen Benzin und Diesel schließt sich weiter
Ein Liter Super E10 kostete im Dezember rund 6,56 Cent mehr als ein Liter Diesel. Im Vergleich zum November, als die Differenz noch bei 6,92 Cent lag, verringerte sich der Abstand zwischen den beiden Kraftstoffsorten im vergangenen Monat leicht um rund 0,4 Cent zulasten des Diesels. Damit näherten sich die Preise den vierten Monat in Folge an.
Der Liter Diesel ist zwar noch immer rund 7 Cent billiger als der Liter Benzin. Letzterer wird jedoch mit rund 20 Cent mehr Energiesteuer belastet. Rein rechnerisch hätte Diesel im vergangenen Monat also weitere 13 Cent pro Liter weniger kosten müssen.
Steffen Bock: „Dass sich der Steuervorteil nicht vollständig in den Endverbraucherpreisen für Diesel niederschlägt, liegt neben anderen Marktbedingungen vor allem an der Nachfrage. Denn im Winter steigt der Bedarf an Heizöl, das in der Herstellung eng mit Diesel verbunden ist. Dies führt zu einem saisonalen Anstieg der Dieselpreise.“
Die günstigsten und teuersten Tanktage im Dezember
Am wenigsten zahlten die Autofahrerinnen und Autofahrer für den Liter Super E10 am Samstag, dem 7. Dezember (1,6420 Euro), und für den Liter Diesel am Montag, dem 9. Dezember (1,5770 Euro).
Die höchsten Preise für beide Kraftstoffsorten zahlten Autofahrende hingegen am Dienstag, dem 31. Dezember. An diesem Tag kostete der Liter Super E10 rund 1,6860 Euro und der Liter Diesel rund 1,6220 Euro.
Die günstigsten und teuersten Tankmonate im Jahr 2024
Der günstigste Super-E10-Tankmonat des vergangenen Jahres war der September mit rund 1,6414 Euro je Liter im Bundesdurchschnitt. Es folgten die Monate November (1,6511 Euro) und Oktober (1,6626 Euro). Am teuersten war Super E10 dagegen im April (1,8503 Euro), Mai (1,8070 Euro) und März (1,7883 Euro).
Der günstigste Tankmonat für Diesel war 2024 ebenfalls der September mit rund 1,5379 Euro je Liter. Es folgten die Monate Oktober (1,5640 Euro) und November (1,5819 Euro). Am teuersten war Diesel im Februar (1,7491 Euro). Auf den Plätzen zwei und drei der teuersten Diesel-Tankmonate folgten April (1,7318 Euro) und März (1,7305 Euro).
Wichtige Einflussfaktoren auf die Kraftstoffpreise 2024
Der wichtigste Faktor für die Entwicklung der Kraftstoffpreise im Jahr 2024 war die Entwicklung der Rohölpreise. Die folgenden sechs Hauptfaktoren verdeutlichen die komplexe Dynamik der Rohölpreise im vergangenen Jahr.
- Geopolitische Spannungen:
Konflikte im Nahen Osten, insbesondere im Gazastreifen und im Roten Meer, sowie militärische Aktivitäten in Libyen und der Ukraine führten zu Risikoaufschlägen auf den Rohölpreis. - Förderpolitik der OPEC+:
Die anhaltenden Förderkürzungen der OPEC+ sorgten für eine Verknappung des Angebots und stützten damit die Preise. - Wirtschaftliche Unsicherheiten in China:
Die Wachstumsschwäche Chinas und enttäuschende Konjunkturdaten drückten auf die Nachfrageerwartungen und dämpften den Preisanstieg. - Entwicklung der Rohöllagerbestände in den USA:
Schwankungen bei den Lagerbeständen beeinflussten die Marktdynamik. - Geldpolitik und Wechselkurse:
Im Jahresverlauf dämpfte ein starker US-Dollar die Nachfrage aus Nicht-Dollar-Ländern, während ein schwacher Dollar zeitweise unterstützend wirkte. - Nachfrageveränderungen durch saisonale Effekte und Heizölverbrauch:
Die Heizölnachfrage im Winter und deren Rückgang im Frühjahr beeinflussten insbesondere die Dieselpreise und führten zu saisonalen Preisverschiebungen.
Ausblick 2025: Höhere CO2-Steuer, globale Krisen und ein neuer US-Präsident
„Ab Januar könnte Tanken teurer werden. Grund dafür ist das Inkrafttreten der nächsten Stufe der Erhöhung der nationalen CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe, kurz CO2-Steuer genannt. Je nach Entwicklung der Rohölpreise wird sich diese Verteuerung mehr oder weniger stark an den Zapfsäulen bemerkbar machen“, sagt Steffen Bock.
Mit Beginn des neuen Jahres ist die CO2-Abgabe von 45 auf 55 Euro pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid gestiegen. Pro Liter Benzin werden damit ab sofort circa 15,7 Cent und pro Liter Diesel circa 17,3 Cent CO2-Steuer fällig. Im Vergleich zu 2024 verteuert sich der Liter Benzin um rund 3 Cent und der Liter Diesel um rund 3,1 Cent.
Ziel der Steuer ist es, den Verbrauch fossiler Brennstoffe durch eine zusätzliche Preisbelastung unattraktiv zu machen und den Umstieg auf klimafreundlichere Alternativen anzuregen. Denn Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden, um die internationalen Klimaziele zu erreichen und die Folgen der Erderwärmung einzudämmen.
Seit 2021 gilt die schrittweise Erhöhung der CO2-Abgabe auf Benzin, Diesel, Gas, Flüssiggas und Heizöl. 2023 wurde die jährliche Erhöhung wegen der Energiepreiskrise ausgesetzt. Die Einnahmen fließen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), aus dem unter anderem Klimaschutzprojekte finanziert werden.
„Weitere Aussagen zur langfristigen Entwicklung der Kraftstoffpreise im neuen Jahr wären reine Spekulation. Denn die Entwicklung der Rohölpreise ist aufgrund der zahlreichen geopolitischen und ökonomischen Krisen nicht vorhersehbar. Zudem könnte die erneute Präsidentschaft von Donald Trump in den USA einen nicht kalkulierbaren Einfluss auf die Ölpreise haben“, sagt Steffen Bock.