Mit 65 Jahren gehen viele Menschen in Rente. Bei der „Chemischen Fabrik Dr. Stöcker“ ist dagegen von Ruhe- oder gar Stillstand nichts zu spüren. Das weltweit tätige Familienunternehmen setzt nicht nur auf Tradition, sondern hat weiterhin zahlreiche innovative Ideen auf Lager. Das Jubiläum des Unternehmens nahm die “tankstelle” zum Anlass und interviewt Dr. Oliver Gozdowski, Geschäftsführer der „Chemische Fabrik Dr. Stöcker GmbH & Co. KG“.
Das Interview führte Gerhard Hörner.
In einem Imagefilm betonen Sie Ihre ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung. Wie drückt sich das konkret aus?
Mit diesen drei Aspekten ist im Wesentlichen der Triple-Bottom-Line-Ansatz gemeint. Einfach ausgedrückt: Wir wollen beste Produktqualität mit einer guten Bilanz für Mensch, Umwelt und Gesellschaft verbinden. Dieses Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch alle Unternehmensbereiche. Im Bereich Umwelt machen das unsere kontinuierlichen Investitionen in Produkt-, aber auch Verpackungsinnovationen deutlich. Ein Beispiel dafür ist das Chemiegebinde Bag-in-Box, das im Vergleich zum Kanister aus 90 Prozent weniger Plastik besteht. Da Nachhaltigkeit ein elementarer Kerngedanke unserer Geschäftsphilosophie ist, betrifft dies mehr denn je auch unseren CO2e-Fußabdruck. Schon jetzt betreiben wir unseren kompletten Chemiestandort in Pfaffen-Schwabenheim mit 100 Prozent Ökostrom aus eigener Photovoltaik. Im Rahmen eines Transformationskonzeptes haben wir uns verpflichtet, unsere CO2e Treibhausgasemissionen (CO2e) innerhalb von zehn Jahren durch tatsächliche Einsparungen um mindestens über 40 Prozent zu reduzieren. Dort, wo dies nicht möglich oder nicht gänzlich vermeidbar ist, setzen wir auf ein zukunftsweisendes Modell: Die Aufforstung heimischer Mischwälder als CO2-Speicher in Kombination mit der CO2-Kompensation gemäß international anerkannten Standards. So ist unser Unternehmen bereits heute nicht nur CO2e-neutral, sondern sogar klimapositiv, bezogen auf unsere Treibhausgasbilanz über Scope 1, 2 und 3.3.
Nachhaltigkeit hat Priorität
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei neuen Produkten?
Die Nachhaltigkeitskette beginnt bei Dr. Stöcker stets am Anfang, also bereits in der Forschung und Entwicklung. Wo immer möglich, setzen wir auf Rezepturen, die maximal biologisch abbaubar sind. Ein zentraler Aspekt ist die Vermeidung kennzeichnungspflichtiger Inhaltsstoffe. Ein Beispiel bei Endverbraucherprodukten ist die Rezeptur des Dr. Stöcker Scheinbenklar Winter-Konzentrats. Ursprünglich trugen solche Produkte in der Branche den Gefahrenhinweis „H373 – Kann die Organe schädigen bei längerer und wiederholter Exposition“. Diese Kennzeichnung kann bei Dr. Stöcker entfallen, weil wir kritische Rohstoffe reduziert und ausgetauscht haben. Dennoch bleibt die gewohnte Leistungsfähigkeit des Produkts erhalten.
Wie nachhaltig ist Ihre Chemie für Waschanlagen?
Auch in diesem Bereich geht es um die Vermeidung kennzeichnungspflichtiger Inhaltsstoffe. Vor allem Allergene und Duftstoffe können ein gesundheitliches Risiko für sensibilisierte Personen wie Asthmatiker darstellen. Mit unserer nachhaltigen Waschchemie-Serie Ecopro, die mit dem strengen skandinavischen Umweltsiegel Nordic Swan Ecolabel ausgezeichnet ist, übertreffen wir die Anforderungen an die biologische Abbaubarkeit der Inhaltsstoffe gemäß Detergenzienverordnung. Auch bei unserer jüngsten Produktentwicklung, der neuen Waschchemie-Serie Alpha, verwenden wir ausschließlich hochwertigste Inhaltsstoffe, die maximal biologisch abbaubar sind. Allerdings wollen viele Betreiber von Waschanlagen ihre Kunden neben dem Wascherlebnis auch ein Dufterlebnis bieten. Damit sie darauf nicht verzichten müssen, hat unser Forschungs- und Entwicklungs-Team für Alpha eine spezielle Duftkomponente entwickelt, die sich für alle sieben Produkte der Waschchemie-Serie eignet. Biologische Abbaubarkeit ist natürlich gegeben. Auf diese Weise ist uns der herausfordernde Spagat zwischen Performance und Nachhaltigkeit sehr gut gelungen.