bft – Tankstellenstudie 2023: Der Mittelstand übernimmt mehr Verantwortung

Cover: bft

Der „Bundesverband Freier Tankstellen und Unabhängiger Deutscher Mineralölhändler e. V.“ stellte am 7. Mai seine Branchenstudie “Tankstellenmarkt 2023” vor. Die Ergebnisse stellten „bft“-Geschäftsführer Daniel Kaddik, „bft“-Vorsitzender Duraid El Obeid und Professorin Hanna Schramm-Klein von der Universität Siegen, welche die Studie erstellte, vor. Aus der Studie ergibt sich: Große Konzerne wie „TotalEnergies“ und „Phillips 66“ ziehen sich durch den Verkauf ihrer Tankstellennetze aus dem Risiko eines Tankstellenunternehmertums zurück und der Mittelstand wird diese Aufgabe zukünftig übernehmen.

Der Kraftstoffabsatz sinke laut der Studie der Kraftstoffabsatz langfristig, doch die Tankstelle, besonders im ländlichen Raum, habe einen Nahversorger-Charakter und versorge die Menschen gleichzeitig mit Mobilität. Das Kraftstoffgeschäft als Frequenzbringer für Tankstellen befinde sich in einer Geschäftsfeldveränderung. Im Shopgeschäft belebt neue Konkurrenz wie die Shop-Marke „Circle K“ des Konzerns „Alimentation Couche-Tard“, welche die Shops der „TotalEnergies“-Tankstellen sukzessive übernimmt, den Markt. Der Bruttoverdienst mit Kraftstoff entwickelte sich 2023 positiv, mit durchschnittlich 64.626 Euro pro Jahr. Der durchschnittliche Shop-Umsatz einer Tankstelle lag bei 1,2 Millionen Euro bei durchschnittlichen 77 Quadratmetern Shopfläche.

Bei der E-Mobilität sind Tankstellen für die Infrastruktur vorgesehen, aber sie sind nach Prof. Schramm-Klein nicht die zentralen Player. Alternative Kraftstoffe können deswegen nicht sofort eingeführt werden, da durch die Bestandsschutzsorten viele weitere Zapfsäulen und somit mehr Technik und mehr Investitionen benötigt werden. Dies ist nicht an jeder Tankstelle einfach umzusetzen. „Ein ‚Einfach weiter so‘ ist ungünstig. Ich muss als Tankstellenunternehmer bereit sein, in neue Trends zu investieren“, so Duraid El Obeid. Impulse kämen aus dem Mittelstand und er sei es, der Investitionen umsetze. Die Nähe zum Kunden in der Region sei die Stärke. Obwohl Konzerne Investitionen aus dem Cashflow bezahlen könnten, machen sie dies nicht. Moderne Shop-Konzepte oder Bezahl-Möglichkeiten an Tankstellen würden meist vom Mittelstand umgesetzt.

Verbrenner-Verbot möglicherweise nicht in Stein gemeißelt

„Das Verbrenner-Verbot schwebt wie ein Damokles-Schwert über der Tankstellenbranche“, so Daniel Kaddik. E-Autos würden nach der Einstellung der Subventionen weniger gern gekauft. „Das Verbrenner-Verbot ist eine Bedrohung, ein Risiko für die Branche“, so El Obeid, „aber ich glaube, dass 2035 noch nicht in Stein gemeißelt ist. Man wird auf europäischer Basis darüber nachdenken, ob dies so durchgesetzt werden wird. Einige Menschen planen schon, sich kurz vor 2035 noch mal einen Verbrenner zu kaufen. Es gibt Alternativen wie HVO100, welche nun zugelassen werden. Es kommt nicht auf den Verbrenner an, sondern auf das Produkt, welches verbrannt wird. Man hätte Klimaschutz in Deutschland schon etwas früher haben können, wie in unseren europäischen Nachbarländern.“ Auch E-Fuels seien auf europäischer Ebene ein Thema, auf jeden Fall im Luft- und Schifffahrtsverkehr. Durch die Möglichkeit der Skalierung wäre das Produkt auch zukünftig eine Option für den Verkehr als eine Option für den Klimaschutz.

Das Tanken wird komplexer, Aufklärungsarbeit für den Kunden ist notwendig

HVO100 kostet an den Zapfsäulen momentan 9 oder 10 Cent mehr pro Liter als der herkömmliche Dieselkraftstoff. „Das bedeutet eine geringere Investition, als wenn ich mir ein vollständig neues Auto anschaffe“, so Professorin Schramm-Klein. „Die Prognose ist, dass sich dieser Preisunterschied annähern wird.“ Eine weitere Feststellung: „Das Tanken wird durch die vielen neuen Kraftstoffsorten komplexer, die Umstellung wird man sehr gut begleiten müssen und den Kunden über die neuen Kraftstoffsorten informieren müssen.“ Die Erfahrungen mit Super E10 wolle man nicht noch einmal machen müssen, so Duraid El Obeid. Dieses Mal wurden die Neuigkeiten über den Kraftstoff HVO100 wesentlich positiver aufgenommen und auch die Berichterstattung war neutral und informativ. Dadurch verstehen die Kunden das Produkt besser und verlieren ihre anfängliche Skepsis.

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