Im Rahmen des Autogipfels trafen sich am 10. Januar 2023 Vertreter der Mobilitätsbranche im Kanzleramt, um Lösungen zum Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehr zu diskutieren. Der bft kritisiert die inhaltlich einseitige Fokussierung auf Elektromobilität bei dem Treffen trotz der angestrebten Erweiterung des Formats. Alternativen wie synthetische und nachhaltig biogene Kraftstoffe als Teil der Lösung zur Senkung der CO2-Emissionen haben in der Diskussion nach Auffassung des bft keine angemessene Rolle gespielt. Letzteres hat der Verband wiederholt und deutlich gefordert. Nach Angaben der Bundesregierung bekräftigten die Teilnehmer des Autogipfels das Ziel, dass 2030 mindestens 15 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein sollen. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kamen mehrere Bundesminister sowie unter anderem Vertreter der Auto- und Mobilitätsbranche, Arbeitnehmer sowie Vertreter aus Wissenschaft, Ländern und Kommunen zur „Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft“ ins Bundeskanzleramt. Vertreter der Mineralölbranche waren nicht eingeladen. „Um das Sektorziel im Verkehr zu erreichen, scheint es für die Teilnehmer des Autogipfels nur eine Lösung zu geben: die Elektromobilität. Aus unserer Sicht wird die Mobilität der Zukunft aus einem Mix aus mehreren Antriebsformen bestehen müssen, um den Klimazielen gerecht zu werden“, kommentiert Duraid El Obeid, Vorsitzender des Bundesverbands freier Tankstellen (bft), das Treffen. Den in Mobilitätsgipfel umbenannten Autogipfel hätte man nach Eindruck des bft so treffenderweise gleich E-Mobilitätsgipfel nennen können.
Kraftstoffbranche außen vor
Auch der UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e.V. hatte die Bundesregierung Im Vorfeld des Automobilgipfels auffordert, den Hochlauf CO2-neutraler E-Fuels endlich mit einer glaubwürdigen und verlässlichen Kraftstoffstrategie voranzutreiben. „Ein Austausch über Klimaschutz im Verkehr ohne Einbeziehung der Kraftstoffbranche scheint aber wenig lösungsorientiert“, bemängelt UNITI-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn. Denn über 98 Prozent der in Deutschland zugelassenen Pkw verfügen über einen Verbrennungsmotor und werden vor allem mit herkömmlichen flüssigen Kraftstoffen angetrieben – mit synthetischen E-Fuels wäre das zukünftig CO2-neutral möglich. Bislang wird der E-Fuels-Hochlauf vom deutschen und vom europäischen Gesetzgeber allerdings politisch wie regulatorisch ausgebremst. Ein Fehler, so Kühn: „Mit der Elektromobilität allein wird der Verkehrssektor nachweislich auch weiterhin seine Klimaziele verfehlen. Und dann drohen eine erzwungene Reduzierung des Verkehrs sowie der Verlust der bezahlbaren Automobilität für jedermann.“
Dabei wachsen die Mobilitätsbedarfe der Menschen und der Unternehmen vielmehr weiter an. Der Gütertransport etwa findet zum größten Teil auf der Straße statt und garantiert die Versorgungssicherheit mit Energie, Lebensmitteln, Produktionsgütern für die Industrie und anderen lebenswichtigen Waren. CO2-neutrale Kraftstoffe könnten diese Mobilitätsbedarfe mit den Anforderungen des Klimaschutzes verbinden. Einseitige Rohstoffabhängigkeiten von China sowie der Verlust von Arbeitsplätzen und von Wertschöpfung in der Automobilindustrie in Deutschland, wie sie mit der Elektromobilität einhergehen, würden dagegen vermieden. Elmar Kühn von UNITI: „Die Bundesregierung sollte daher dringend eine Strategie für den Hochlauf aller CO2-neutralen Kraftstoffe auf den Weg bringen!“
Skepsis der Verbraucher
Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte zögern Verbraucher mit dem Umstieg auf das E-Auto. Als Gründe nannten die Befragten unter anderem die mangelnde Reichweite, steigende Kosten und die fehlende Ladeinfrastruktur. „Selbst wenn die Bedenken der Autofahrer zeitnah gelöst werden und Ende dieses Jahrzehnts tatsächlich 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen fahren, werden mindestens noch 30 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotor zugelassen sein. Dazu kommen schwere Nutzfahrzeuge, Zweiräder und Baumaschinen, für die ein batterieelektrischer Antrieb aktuell noch keine echte Alternative ist. Für diese Fahrzeuge brauchen wir schnellstmöglich eine Lösung, sonst werden wir die Klimaziele im Verkehr nicht erreichen“, ist der Verbandsvorsitzende El Obeid überzeugt. Synthetische Kraftstoffe, die aus erneuerbarem Strom hergestellt werden und als CO2-neutral gelten, können für diese Bestandsflotte in Reinform oder als Beimischung zu fossilem Kraftstoff getankt werden und damit die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. „Wir würden uns wünschen, dass diese Lösung bei künftigen Autogipfeln ebenfalls in der Diskussion Berücksichtigung findet. Denn nur mit E-Fuels werden wir die Mobilitätswende schaffen“, betont El Obeid.