Alternative Antriebe – Lithium-Produktion in Baden: Das “weiße Gold” nutzen

Dr. Andre Baumann, Staatssekretär beim Umweltministerium Baden-Württemberg, hielt eine Keynote beim DLE-Workshop “Geothermisches Lithium” Ende November bei der “EnBW” in Karlsruhe.
Foto: Lisa Levy

Will Deutschland in der Produktion von Batterien für Elektroautos wirtschaftlich eine Rolle spielen, muss es gelingen, eine größere Unabhängigkeit von China zu erlangen. Das war der Konsens einiger Keynote-Sprecher beim Workshop „Geothermisches Lithium“ in den Räumen der „EnBW“ in Karlsruhe.

Im badischen Bruchsal befindet sich eine Geothermie-Anlage. Vor 20 Jahren wurden dort mutig 20 Millionen Euro investiert, um diese zu errichten. Eigentlich sollte die Anlage nur Wärme und Strom produzieren. Denn im Bereich von zwei bis fünf Kilometern Tiefe befinden sich am Oberrhein heiße Thermalwässer. Früh wurde klar, dass im Thermalwasser Lithium enthalten ist. Diese wolle man laut Dr. Andre Baumann, Staatssekretär beim Umweltministerium Baden-Württemberg, „hoffentlich bald für die Lithium-Produktion nutzen“. Derzeit wird gewonnenes Lithium in China aufbereitet, was eine große Abhängigkeit bedeute und wo es gelte, eine größere Unabhängigkeit zu erlangen.

Lithium-reiche Lösung, gewonnen in der Geothermieanlage in Bruchsal.
Foto: EnBW/Artis Uli Deck

Im Rahmen des DLE-Workshops „Geothermisches Lithium“, anlässlich der Fertigstellung der Projekte „UnLimited“ und „Li+Fluids“ Ende November in Karlsruhe, sprach auch Dr. Thomas Kölbel, R&D bei der „EnBW“. Er berichtete, dass am Oberrhein derzeit sechs Geothermie-Anlagen in Betrieb sind, zwei davon mit „EnBW“-Beteiligung, Bruchsal gehört dazu. Nun wäre Lithium für den Energiedienstleister zwar ein Nebenprodukt, allerdings ein lukratives. Nur aus dem Bestand der sechs Anlagen wäre es technisch möglich, 100.000 bis 150.000 Autobatterien pro Jahr herzustellen. Das Bruchsaler Lithium wurde mit einer Reinheit von 99,54 Prozent gewonnen. Eine Untersuchung der Uni Göttingen fand heraus, dass das Lithium 30 Jahre lang abgebaut werden kann. Es sei auch möglich, dieses als festes Produkt zu transportieren. Somit benötige man weniger Lkws, als wenn man es flüssig transportieren würde. Die „EnBW“ könne sich jedoch vorstellen, ihr Patent weiterzureichen.

Ein hohes Potenzial

Auch das Innovations-Forschungsinstitut „Fraunhofer“ ist am Projekt beteiligt. Prof. Dr. Rolf Bracke, Leiter des „Fraunhofer IEG“ und dem Projektträger Jülich, sprach darüber, wie man Informationen über Boden, Erdöl- und Erdgasbohrungen nutzen könne. Denn es werde öfter Wasser gefördert, welches Lithium-haltig war. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) prüfe, welche Reservoire in Deutschland existieren. Betrachte man die Batteriezellfertigung in Europa, so sei es laut Prof. Rolf Bracke wichtig, bis zum Jahr 2030 eine Verzehnfachung zu erreichen. So könne Deutschland ein Viertel der Batteriezellproduktion in Europa abdecken.

Weitere Informationen:
BGR – Projekte – Verbundvorhaben: Li+Fluids – Nutzungspotentiale von hydrothermalen Fluiden zur Gewinnung von Lithium
www.geothermal-lithium.org

www.enbw.com
www.ieg.fraunhofer.de

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