Ein Rastanlagenbesuch ist eher ein praktisches Vergnügen. Eine im Juni durchgeführte Umfrage des ADAC ergab, dass es Autofahrenden beim Stopp an der Autobahn vor allem um drei Dinge geht: Toilette benutzen, Tanken, Essen. Wie es um die Qualität der Rastanlagen auf deutschen Autobahnen bestellt ist, hat der ADAC in seinem aktuellen Test herausgefunden. 40 Anlagen haben die Tester untersucht und dabei besonders auf das gastronomische Angebot, die Preise und die Sanitäranlagen geachtet.
Rastanlagentest 2023: Häufig nur Mittelmaß
Das Resultat: Der Rastanlagen-Stopp ist oft eine mittelmäßige Erfahrung. Keine der getesteten Anlagen erreichte eine “sehr gute”, immerhin 15 eine “gute” Bewertung. Die Mehrheit (24) erwies sich jedoch als Mittelmaß (“ausreichend”). Allerdings gab es auch kaum Ausreißer nach unten: Nur eine Anlage erhielt das Prädikat “mangelhaft”, keine “sehr mangelhaft”.
Durch die Bank gute Noten gab es für die Toiletten: Die Anlagen waren gut erhalten und sauber, zumindest im Normalbetrieb außerhalb der Ferienzeit.
In den Raststätten-Restaurants konnten die Tester zwar keine Michelin-Sterne entdecken, mit dem Speisen-Angebot waren sie dennoch fast durchgehend zufrieden: Knapp 80 Prozent schnitten sehr gut oder gut ab.
Insgesamt ist die Auswahl der Speisen vielerorts also solide bis gut, doch sie hat ihren Preis. Und der ist meistens sehr hoch: Gerade im Vergleich zu nahegelegen Autohöfen waren Gastronomie und Produkte im Tankstellen-Shop häufig überteuert. Alle Rastanlagen fielen daher in der Kategorie “Preise” glatt durch.
Die beste Rastanlage im Test
Die beste Gesamtbewertung erreichte die Rastanlage Ohrenbach West auf der A7, 20 Kilometer nördlich von Rothenburg ob der Tauber. Vor allem die vielfältige Speisenauswahl, der barrierefreie Zugang zur Anlage und den Toiletten mit separatem und gut ausgestattetem Babywickelraum überzeugten.
Schlusslicht war die Rastanlage Hermsdorfer Kreuz West auf der A9, westlich von Gera – sie schnitt als einzige mangelhaft ab: Kein barrierefreier Zugang zu den Einrichtungen der Anlage und keine barrierefreie Toilette im Rastgebäude zogen die Wertung nach unten. Die zum Testzeitpunkt kleine Auswahl an warmen Speisen und die (wie überall) hohen Preise taten ihr Übriges.
Ergebnis der Einzelkategorien
Insgesamt wurden 40 Rastanlagen an den 15 längsten deutschen Autobahnen von Mitte März bis Ende April von den Testern unter die Lupe genommen. Jede Anlage wurde inkognito zweimal an unterschiedlichen Tagen von verschiedenen Testern geprüft, um einmalige Zufälle zu vermeiden. Fünf Unterkategorien machten das Gesamturteil des ADAC aus: das gastronomische Angebot, Zustand und Sauberkeit der Sanitäranlagen und die Preise für Gastronomie und Produkte aus dem Tankstellen-Shop gingen mit je 25 Prozent in die Gesamtwertung ein. Die Gestaltung der Außenanlage mit 10 Prozent und zusätzliche Service-Angebote wie Ladesäulen fürs E-Auto oder Einrichtungen für Camper mit 15 Prozent.
Gastronomie: Viel frittiert, teils vegetarisch
Wer an Rastanlagen-Gastronomie denkt, denkt an Schnitzel mit Pommes. Und das kommt auch weiterhin zuverlässig auf den Tisch, doch das Angebot ist über die Jahre durchaus vielfältiger geworden: Vegetarische Gerichte und ein Kindermenü gibt es nahezu immer, selbst vegane Alternativen findet man spätestens an der Sandwich-Theke bei gut der Hälfte der Standorte.
Allerdings mussten die ADAC Tester feststellen, dass es um die Zuverlässigkeit der Rastanlagen-Gastronomie oft nicht zum Besten bestellt ist. Mehrmals waren Restaurants nur teilweise geöffnet, vier Restaurants hatten sogar langfristig geschlossen und mussten bereits im Vorfeld ausgetauscht werden.
Die Restaurants in Soester Börde Süd und Frankenhöhe Süd blieben an einem Testtag unangekündigt zu, sodass nur das Angebot in der Tankstelle bewertet werden konnte. Da Besucher vor dem Abfahren nicht wissen können, dass es an der Anlage nur ein sehr eingeschränktes Essensangebot gibt, sind solche unzuverlässigen Öffnungszeiten ein ärgerliches Manko.
Saubere Toiletten
Zuverlässiger verläuft die Reinigung der Sanitäranlagen. Stolze drei Viertel der Standorte erreichten sehr gute Testergebnisse, die WCs waren sauber und in gutem Zustand, Spender für Seife und Papier meistens berührungslos bedienbar. 85 Prozent der Anlagen verfügten über eine automatische Klobrillen-Reinigung, wobei diese bei 12 Prozent zum Testzeitpunkt nicht funktionierte. Nur zwei Anlagen fielen in dieser Kategorie durch, weil beide keine barrierefreien Toiletten bieten konnten.
Die dritte Anlage ohne barrierefreies WC “Am Hockenheimring West” an der A6 erzielte aufgrund der sehr guten Sauberkeit der restlichen Toiletten noch die Note “ausreichend”.
Preise: Nichts für Sparfüchse
4,99 Euro für einen kleinen Cappuccino to go, 5,99 Euro für eine Packung Chips, 3,29 Euro für eine 0,5-Liter-Flasche Wasser. In anderen Läden ein Grund, sich ungläubig die Augen zu reiben, in vielen Raststätten-Restaurants oder Tankstellen-Shops aber längst Alltag. Deutlich günstiger sind die in Autobahnnähe gelegenen Autohöfe, von denen eine Stichprobe beim ADAC Test als Vergleich diente. Entsprechend schnitt in dieser Kategorie keine Rastanlage besser als mangelhaft ab.
Besonders teuer wird es, wenn man zusätzlich zum Essen auch noch tanken möchte. Die Preise für Sprit flossen zwar nicht in diese Kategorie, waren aber Teil einer separaten Auswertung. Der ADAC Preisvergleich ergab: Im Untersuchungszeitraum kostete der Liter Diesel an der Autobahn im Schnitt 36 Cent mehr als neben der Autobahn. Bei Benzin (Super E10) waren es ganze 42 Cent mehr.
Möchte oder muss man den Geldbeutel schonen, ist die Empfehlung des ADAC eindeutig: Runter von der Autobahn und lieber eine Alternative aufsuchen. Oder gleich eigenen Proviant mitnehmen.
Außenanlagen: Oft nur scheinbar barrierefrei
Den Weg vom Parkplatz etwa zum Raststätten-Restaurant müssen alle zurücklegen, doch manchen wird er unnötig erschwert: Bei 30 Prozent der Anlagen lagen die Behinderten-Stellplätze zu weit vom Rastgebäude entfernt, teils bis zu 100 Meter. Bei knapp der Hälfte der Anlagen führte der “barrierefreie” Weg zum Restaurant über die Straße, unter anderem, weil wegen nicht abgesenkter Bordsteine der Fußgängerweg nicht benutzbar war.
Diese vermeintlichen Kleinigkeiten in Planung und Ausführung behindertengerechter Gestaltung von Außenanlagen und Einrichtungen des Rastgebäudes werden für Betroffene in der Praxis oft zu großen Hürden. Der ADAC fordert von den Verantwortlichen, größere Sorgfalt auf wirkliche Barrierefreiheit zu legen.
Service: Laden geht schnell, aber nicht superschnell
Reifendruck messen und das eigene E-Auto laden, auch das geht an der Rastanlage. Außer bei zwei Rastanlagen standen überall Messgeräte zum Prüfen des Luftdrucks zur Verfügung, wenngleich teilweise nur gegen Pfand. Über 90 Prozent der Standorte waren mit Schnellladesäulen (43 bzw. 50 kW) ausgestattet.
Laden ab 150 kW an sogenannten HPC (“High Power Charging”) Ladesäulen war allerdings nur an 22 von 40 Anlagen möglich. In Zukunft werden immer mehr Menschen mit batteriebetriebenen Fahrzeugen unterwegs sein, und die Wartezeiten beim Laden verkürzen sich mit den leistungsstärkeren Säulen erheblich. Perspektivisch haben Rastanlagen in diesem Bereich also noch Luft nach oben.
Vollständig in die Röhre schauen dagegen Camper und Reisende mit Gespannen: Größtenteils müssen sie zwischen den Lkw parken. Und nirgendwo konnten sie Frischwasser nachfüllen oder die Kassetten-Toilette leeren.