
Foto: Walz Ladenbau AG
Dieser „Rat vom Experten“ erschien im exklusiven CLUB-Beitrag in der „tankstelle“ 10/2023. Der Beitrag war der sechste Teil der damaligen Ladenbau-Serie und beleuchtet das Konzept sowie die Umsetzung der sogenannten Smart-Stores. Der Autor ist Volker Walz, Geschäftsführer der „s-iQ Objekt GmbH“. Der erste 24/7-Store kommt in den Schweizer Bergen zum Einsatz – er wurde von der „Walz Ladenbau AG“ geplant und gebaut.
Autonome Läden, 24/7-Läden oder Smart-Stores: Die Begriffsvielfalt ist gegenwärtig genauso groß wie das Interesse, aber gleichermaßen auch die Unsicherheit. Bäcker, Bio- und Hofläden, Kioske, Metzger und Mini-Supermärkte gibt es bereits – aber noch keinen Tankstellenshop in diesem Format (Stand: 2023).
Die Komplexität der Smart-Stores
Ein moderner Tankstellenshop ist ein multifunktioneller Raum mit sehr verschiedenen Anforderungen – entsprechend des Konzepts und des Standorts: Bäcker, Café, Lotto-Annahmestelle, Imbiss, Mini-Markt, Post- und Paketagentur, Getränkehändler, Tabak- und Spirituosenspezialist oder eben einfach nur eine Tankstelle mit Kasse. Das macht die Planung, Ausführung und die Rentabilitätsbetrachtung von Smart-Stores recht komplex.
In Anfragen und Gesprächen mit potenziellen Betreibern lassen sich vor allem zwei Motivationen erkennen: Zum einen den Mangel an Mitarbeitenden – vor allem am Wochenende und in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. Zudem die, eine Automatenstation mit einem autonomen Shop zu erweitern. Mehr als bei einem herkömmlichen Tankstellenshop ist eine detaillierte und ehrliche Standort- und Kundenanalyse notwendig, um Chancen und Risiken abzuwägen.
Die „Walz Ladenbau AG“ versteht sich als Schnittstellenberater und als Systemintegrator in einen Tankstellenshop, der vor allem eines soll: attraktiv für Kunden sein und Geld verdienen. Zudem braucht es auch ihre Expertise bei der Customer-Journey. Die gilt es zusammen mit dem Flächen-Layout bei einem Umbau oder einem Neubau für einen autonomen oder zeitweise autonom betriebenen Tankstellenshop anders zu planen. Bei einem bestehenden Standort sind anhand der Kassen- und Warenwirtschaftssysteme die frequenz- und umsatzschwachen Tage und Tageszeiten zu definieren, an denen ein autonomer Betrieb möglich wäre. Bei einem hybriden Nutzungskonzept ist immer die Betriebsform mit mehr Öffnungszeiten und Umsatz vorrangig zu betrachten.
Die bauliche Umsetzung eines Smart-Stores

Foto: Walz Ladenbau AG
Ein Automatenshop, in dem ein Ausgabeautomat neben dem nächsten steht, ist sicherlich am einfachsten zu realisieren. Der Erfahrung mit autonomen Dorfläden nach, möchte der Kunde aber die Ware, die er kauft, sehen und anfassen. Bei einer Tankstelle ohne Shop empfiehlt sich ein autonomer Mini-Shop in Holz- oder Metallbauweise mit einem Zugang über eine EC-Karte, Barcode-Selfscannung und ein Check-out mit der EC-Karte.
Die Vorfertigung des Shops verkürzt und vereinfacht die Bauzeit. Mit einer maximalen Breite von drei Metern wird dieser einfach mit einem Tieflader angeliefert und auf ein Fundament gesetzt. Ein Übersee-Container mag cool ausschauen, allerdings sind der Umbau und die Installation recht aufwendig. Natürlich ist der autonome Shop nicht völlig autark: Dieser benötigt einen Strom- und zumindest einen Wasseranschluss und vor allem einen leistungsfähigen Internetanschluss.
Baulich und technisch wesentlich aufwendiger ist es, einen Tankstellenshop für einen hybriden Betrieb umzubauen und neu zu bauen. Es ist zu empfehlen, den Verweilbereich, den Food-Counter und die Kassenzone mit Schiebeelementen abzutrennen. Dies erfordert für die Snacks eine SB-Präsentation, eine SB-Kaffee-Station und vor allem einen SB-Ausgabeautomaten mit Alterskontrolle für Tabak und Spirituosen. Smart-Stores im Lebensmitteleinzelhandel setzen das Wiegesystem unter Regalböden und Kamerasysteme über Regalen und KI ein, um den Einkauf dem Kaufenden bis zum Bezahlvorgang zuzuordnen. Die Technik ist aufwendig und kostenintensiv. Bei der erwarteten Frequenz und dem erwarteten Umsatz im Shop ist dies zu beachten.
Eine Alternative ist es, das Barcode-Etikett zu nutzen oder die Waren mit einem RFID-Etikett auszustatten. In den vergangenen Jahren haben sich aus dem Direktvertrieb von landwirtschaftlichen Produkten marktfähige und verhältnismäßig kostengünstige Systeme entwickelt. Natürlich sind auch diese Systeme mit 360-Grad-Kameras zu versehen. Dies hat bei Langfingern sicherlich ein gewisses Abschreckungspotenzial.
Worauf es bei einem Smart-Store wirklich ankommt
Egal, welches System installiert wird, entscheidend ist, dass das Einkaufen möglichst barrierefrei möglich ist. Es empfiehlt sich der Zugang mit einer EC- oder Kreditkarte. Der Zugang über einen QR-Code, NFC-Technik mit dem Smartphone oder eine personalisierte Kundenkarte schließt bereits zu viele potenzielle Kunden aus.

Foto: s-iQ Objekt GmbH
Wie beim Zugang ist ein möglichst barrierefreier Ausgang zu empfehlen. Bei Produkten, die mit einem Barcode ausgezeichnet sind, ist dies mit einem Barcodescanner einfach möglich. Beim System mit einem RFID-Etikett werden das Produkt und der Preis automatisch beim Einlegen in den Kassenschacht erkannt. Es gibt Anbieter, die neben dem Bezahlen mit EC- und Kreditkarte sogar das Bezahlen mit einem Bargeldautomaten anbieten. Das ist vor allem in ländlichen Regionen zu empfehlen. Entscheidend ist, wie sich der Bezahlvorgang in das Kassen- und Warenwirtschaftssystem integrieren lässt. Dies Frage ist ganz zu Beginn zu klären, um einen kostenintensiven Parallelbetrieb zu vermeiden.
Die Kommunikation mit dem Kaufenden ist das Entscheidende. Zumindest in der Anfangszeit ist zu empfehlen, dass ein Mitarbeiter vor Ort ist, bei Fragen hilft oder zumindest telefonisch zu erreichen ist. Wenn dies nicht möglich ist, dann ist eine interaktive Sprachführung ideal. Der Kaufende darf sich nicht alleine fühlen.


