Im aktuellen „Alles André“-Podcast liefert Stefan Gerkens, langjähriger Tabakeinkäufer bei Arnold André, umfassende Einblicke in einen Beruf, für den es keine klassische Ausbildung gibt.
Der gelernte Ingenieur rutschte beinahe zufällig in die Rolle – nachdem der damalige Einkäufer im Werk in Königslutter überraschend verstarb, erhielt Gerkens über Nacht das Angebot. Vier Monate im Jahr unterwegs, immense Verantwortung, einsame Entscheidungen: „Kein Job für Feiglinge“, kann er rückblickend bestätigen. Nichtsdestotrotz verspürt er heute keine Reue, dass er damals „Ja“ gesagt hat.
Die Arbeit im Tabakeinkauf – facettenreich und prägend
Gerkens erzählt von einem Einstieg ohne Einarbeitung, von Learning by Doing in Ländern wie Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Indonesien oder Brasilien. Der berufliche Alltag besteht aus Reisen in ferne Länder, Verhandlungen, Rauchproben und Entscheidungen, die im Panel getroffen werden. Er lernte, Tabakballen nach den Hauptkriterien, also Farbe, Textur, Geruch, Temperatur und Brennbarkeit zu beurteilen – und verstand schnell, wie stark ganze Produktionen von einzelnen Entscheidungen abhängen. Jede Ernte sei anders, Trends und Klimawandel verlangen stetige Anpassungen der Blends. Während die Auspflanzung des Tabaks in erheblichem Maße vom idealen Zeitpunkt abhängt, kommen vom Klimawandel verursachte Veränderungen, wie die Unregelmäßigkeit von Trocken- und Regenzeiten, erschwerend hinzu. Besonders betont er daher die Bedeutung vorausschauender Lagerhaltung: Als landwirtschaftliches Produkt steht nur eine Ernte pro Jahr zur Verfügung, Fehler wirken sofort international.
Seine Reisen führten ihn abseits touristischer Pfade, oft in Regionen mit hoher Kriminalität und einer klaffenden Schere zwischen Arm und Reich. Einmal entkam er in der Dominikanischen Republik nur knapp einem Überfall. Trotzdem zählt genau dieses Land neben Kolumbien zu seinen Favoriten. Stolz ist er vor allem auf den Aufbau des Firmenwerks in der Dominikanischen Republik – ein Meilenstein seiner Karriere. Heute, in naher Zukunft im wohlverdienten Ruhestand, blickt Gerkens auf ein Berufsleben zurück, das geprägt war von Verantwortung und Bauchgefühl – aber vor allem: der Leidenschaft für guten Tabak.
