
Der illegale Handel mit E-Zigaretten hat sich in Deutschland zu einem Milliardengeschäft entwickelt: Laut einer Studie, die von „HG Innovation Limited“ in Auftrag gegeben und von „FTI Consulting“ durchgeführt wurde, entfallen inzwischen 40 bis 60 Prozent des Gesamtabsatzes auf den Schwarzmarkt. Die Untersuchung mit dem Titel „Der Schwarzmarkt für E-Zigaretten in Deutschland: Strukturen, Dynamiken und regulatorische Herausforderungen“ zeigt: Hohe Steuern, wachsende Regulierung und unzureichende Durchsetzung führen zu Steuerausfällen von bis zu 390 Millionen Euro allein im Jahr 2024.
Als Markeninhaber von „Elfbar“ und „Lost Mary“ in der Europäischen Union hat „HG Innovation“ eine Analyse der Schattenwirtschaft rund um E-Zigaretten in Deutschland vorgelegt. Basierend auf Interviews mit Behörden und Branchenexperten sowie Marktanalysen beleuchtet die Studie, wie überlastete Vollzugsstrukturen, grenzüberschreitende Regelungslücken und komplexe EU-Regelwerke kriminellen Netzwerken den Weg geebnet haben.
„Der unkontrollierte Zustrom illegaler Produkte untergräbt den Verbraucherschutz und benachteiligt verantwortungsbewusste Hersteller. Wir möchten gemeinsam mit den deutschen Behörden und Marktakteuren an klaren und konsistenten Regeln arbeiten – mit dem Ziel, den Schwarzmarkt wirksam einzudämmen“, erklärt ein Sprecher von „Elfbar“ und „Lost Mary“.
Organisierte Netzwerke hinter dem Boom
Vom Produzenten außerhalb der EU über Zwischenhändler bis hin zu Online-Shops und Kiosken in Deutschland: Organisierte kriminelle Gruppen nutzen Unterschiede in Besteuerung, Regulierung und Kontrolle zwischen den Mitgliedstaaten aus. Länder ohne oder mit niedriger Verbrauchsteuer – insbesondere die Niederlande – dienen dabei als Einfallstore in den Binnenmarkt.
Preisvorteile treiben die Nachfrage
Preis, Produktvielfalt und leichte Zugänglichkeit treiben die Nachfrage. Onlinehändler ohne ausreichende Altersprüfung schaffen Zugang für Minderjährige und bieten erhebliche Preisvorteile: Nicht versteuertes E-Liquid kostet etwa 10 Euro pro Liter, gegenüber rund 300 Euro pro Liter bei ordnungsgemäßer Besteuerung.
Überlastete Kontrollsysteme
Rund 98 Prozent aller E-Zigaretten-Lieferungen nach Deutschland werden nicht kontrolliert. Viele Anbieter operieren außerhalb der EU und entziehen sich damit deutscher Zuständigkeit. Unterschiedliche nationale Vorschriften erschweren die europaweite Koordination, während die Zoll- und Steuerbehörden mit begrenzten Ressourcen arbeiten. Laut Studie bleiben etwa 80 Prozent aller Meldungen über illegale Verkäufer ohne Antwort.
Professionalisierung des Schwarzmarkts
Der Schwarzmarkt wird zunehmend professionell: Klassische Fälschungen weichen Eigenmarken illegaler Anbieter, die keine Kennzeichnung, Warnhinweise, Steuerbanderolen oder Inhaltsstofflisten tragen. Diese Produkte unterlaufen Sicherheitsstandards – häufig mit überhöhten Volumina oder Nikotinkonzentrationen sowie problematischen Inhaltsstoffen. Besonders sogenannte Big Puffs, die weit über die gesetzlich erlaubten 2 Milliliter hinausgehen, sind verbreitet.
Regulierung mit Nebenwirkungen
Die Studie weist darauf hin, dass überproportionale Besteuerung und restriktive Maßnahmen zwar beabsichtigte Lenkungseffekte haben, gleichzeitig aber kontraproduktive Folgen erzeugen: Legale Produkte werden für erwachsene Konsumenten weniger zugänglich, während der illegale Markt weiter wächst – mit sinkendem Verbraucherschutz und steigenden Steuerausfällen.
Handlungsfelder zur Eindämmung
Die Studie zeigt, dass der aktuelle Zustand durch das Zusammenspiel von regulatorischer Komplexität, begrenzten Vollzugsressourcen und organisierter Kriminalität entstanden ist. „HG Innovation“ benennt vier zentrale Handlungsfelder:
- Steuerpolitik: Maßvolle Besteuerung stärkt den legalen Markt – Überbesteuerung facht den Schwarzmarkt an.
- Organisierte Kriminalität: Effektive Durchsetzung statt weiterer Regulierung ist entscheidend, um kriminelle Strukturen zu zerschlagen.
- Gesundheitspolitik: Verhältnisgerechte, wissenschaftsbasierte Regulierung schützt Verbraucher wirksamer als Verbote.
- Jugendschutz: Schutz junger Menschen bedeutet, illegalen Zugang zu unterbinden, nicht den regulierten Markt einzuschränken.


