
Die Sicherheitslage an deutschen Tankstellen gibt laut TÜV-Verband zunehmend Anlass zur Sorge: Bei den regulären Sicherheitsprüfungen im Jahr 2024 wiesen nur noch 42,8 Prozent der kontrollierten Anlagen keine Mängel auf – der niedrigste Wert seit Jahren. Dies geht aus dem aktuellen „Anlagensicherheitsreport 2025″ hervor, den der TÜV-Verband jährlich für alle Zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) herausgibt.
Deutlicher Anstieg bei erheblichen Mängeln
Von den insgesamt 5.325 überprüften Tankstellen zeigten 21,0 Prozent erhebliche Mängel – ein Anstieg um 1,7 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Zu den festgestellten Problemen zählen defekte Zapfsäulen, Risse in den dichten Bodenflächen oder verschlissene Elektroleitungen. Tankstellenbetreiber sind verpflichtet, diese Mängel unverzüglich, spätestens jedoch innerhalb eines Jahres zu beseitigen.
Weitere 36,2 Prozent der geprüften Anlagen wiesen geringfügige Mängel auf (plus 2,4 Prozentpunkte). Hierbei handelt es sich häufig um fehlende Gerätekennzeichnungen oder Dokumentationen, die bis zur nächsten Überprüfung vorliegen müssen.
Gasfüllanlagen: Besondere Anforderungen an den Anfahrschutz
Bei Gasfüllanlagen sieht die Situation etwas besser aus: 44,5 Prozent der 3.215 geprüften Anlagen waren mängelfrei. Allerdings wurden bei 18,5 Prozent erhebliche Mängel festgestellt, bei 0,1 Prozent sogar gefährliche Mängel.
„Brand- oder Explosionsgefahr herrscht, wenn austretendes brennbares Gas an der Luft mit einem Zündfunken in Berührung kommt“, erklärt Dr. Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband. „Neben der technischen Sicherheit der Gasanlagen spielt der Anfahrschutz eine wichtige Rolle. Er verhindert, dass Fahrzeuge ungebremst in die Anlagen preschen und diese beschädigen können.“
Anders als die zu 99 Prozent unterirdisch verbauten Benzin- und Dieseltanks verfügen Gastankstellen in der Regel über oberirdische Tanks, die entsprechend geschützt werden müssen. Ein Merkblatt des TÜV-Verbands informiert Betreiber darüber, welche Stahlriegel oder Betonpoller sich je nach Standort und potenziellem Aufprallszenario eignen.
Explosion in Rom verdeutlicht Risiken
Die Bedeutung der Sicherheitsprüfungen zeigt sich auch an internationalen Vorfällen: Anfang Juli wurden bei einer verheerenden Explosion einer Tankstelle in Rom 45 Personen verletzt. Offenbar hatte sich Flüssiggas (LPG) beim Befüllen oder Betanken entzündet.
„Unfälle an Tankstellen oder Lageranlagen für Gas, Benzin oder Kerosin sind in Deutschland äußerst selten“, betont Dinkler. „Die Technik der Anlagen ist seit Jahrzehnten bewährt und ihre Sicherheit wird regelmäßig von unabhängigen Stellen überprüft.“
Umfangreiches Regelwerk sichert hohen Standard
Tankstellenbetreiber müssen ein komplexes Regelwerk beachten. Wesentliche Anforderungen ergeben sich aus der Betriebssicherheitsverordnung, dem Wasserhaushaltsgesetz und dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Verpflichtend sind unter anderem Abschalteinrichtungen an Zapfpistolen zur Verhinderung von Überlaufen sowie Gasrückführsysteme zur Absaugung von Dämpfen.
Jede der rund 14.000 Tankstellen in Deutschland wird vor der Inbetriebnahme geprüft. Anschließend erfolgt alle sechs Jahre eine Gesamtprüfung durch eine ZÜS wie TÜV, „Dekra“ oder GTÜ. Bestimmte Anlagen wie Zapfsäulen werden häufiger – alle drei Jahre – kontrolliert.
Vollständige Statistik verfügbar
Der vollständige „Anlagensicherheitsreport“ ist kostenlos abrufbar unter www.technische-ueberwachung.de. An dem Report haben die ZÜS „DEKRA Automobil GmbH“, „Dekra Testing and Certification GmbH“, „GTÜ Anlagensicherheit GmbH“, „SGS-TÜV Saar GmbH“, „TÜV Austria GmbH“, „TÜV NORD Systems GmbH & Co. KG“, „TÜV Rheinland Industrie Service GmbH“, „TÜV SÜD Industrie Service GmbH“, „TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH“ und „TÜV Thüringen e. V.“ mitgewirkt.