
Die Anforderungen an Kühltechnik steigen – vor allem in puncto Energieeffizienz und Handhabung. Betreiber suchen nach flexiblen Lösungen, die sich an den jeweiligen Standort anpassen lassen. Um Sortimente optimal zu präsentieren und Betriebskosten zu senken, setzen führende Anbieter auf gezielte Weiterentwicklungen.
Das wachsende Convenience-Sortiment in Tankstellen wirkt sich auch auf die Anforderungen an Kühlmöbel aus. „Dadurch steigt auch die Nachfrage nach kompakten und impulsstarken Kühlregalen und -inseln, um frische Produkte optimal zu inszenieren“, erklärt Joachim Dallinger, Leiter Marketing und Produktmanagement bei der „Epta Deutschland GmbH“. Dallinger empfiehlt vor allem ein Waterloop- oder Air-Loop-System in steckerfertigen Kühlmöbeln. Beim Waterloop-System wird die Abwärme der Kühlmöbel über einen Wasserkreislauf zentral abgeführt, dadurch erwärmt sich die Luft im Verkaufsraum – vor allem im Sommer – nicht zusätzlich. Beim Air-Loop-System wird die Wärme direkt an die Luft im Verkaufsraum abgegeben. Kühlmöbel mit luftgekühltem Verflüssiger (Air Loop) benötigen lediglich eine Steckdose und können meist ohne größere Installation und Inbetriebnahme direkt in Funktion gesetzt werden. „Generell benötigen steckerfertige Systeme keinen zusätzlichen Technikraum. Sie lassen sich schnell installieren und können flexibel und mit wenig Aufwand umgestellt werden. Für wechselnde Aktionszonen ist das eine ideale Lösung“, so Dallinger.
Flexible und moderne Technik
Stefan Berchtold, Sales und Food Retail Germany bei „Liebherr-Hausgeräte Vertriebs- und Service GmbH“, sieht in modernen Kühlmöbeln einen zentralen Hebel für den Wandel im Convenience-Angebot der Tankstellen. Digitalisierung könne hier keine Option mehr sein, sondern müsse zum Standard werden: „Tankstellen entwickeln sich zunehmend zu Nahversorgern – ähnlich wie im Lebensmitteleinzelhandel, wo digitale Lösungen längst etabliert sind“, so Berchtold. Der klassische Versorgungsort verändere sich grundlegend: Kundinnen und Kunden erwarteten neben Kaffeespezialitäten und Snacks zunehmend auch frische Lebensmittel oder einen Ort zum mobilen Arbeiten. „Mit diesem Wandel steigen die Ansprüche an die Technik. Betreiber wünschen sich vernetzte Systeme, die flexible Services wie Click & Collect ermöglichen und sich in bestehende digitale Infrastrukturen integrieren lassen“, so Berchtold. Die smarte Kühltechnik werde damit zum strategischen Baustein – auch, um längere Aufenthaltsdauern und neue Nutzungskonzepte im Shop gezielt bedienen zu können.
Design trifft Funktion
Weil Personal oft knapp ist, wird einfaches Handling auch bei Kühlmöbeln essenziell. Viele Unternehmen bieten daher Fernüberwachungssysteme an. Das soll mehr Transparenz schaffen und für weniger Serviceeinsätze sorgen. Durchdachtes und ansprechendes Produktdesign prägt das Kundenerlebnis ebenfalls: Durchgängig verglaste Flächen – sogenannte Panoramaverglasung – erzeugen laut Dallinger eine „Wall of Freshness“. Diese solle Kunden intuitiv am Produktangebot entlangführen und die Verweildauer erhöhen. Natürlich gehört Individualisierung längst zum Standard. Laut Dallinger lassen sich „Epta“-Geräte in Farbe, Material und Lichtführung umfassend anpassen: Stein- und Holzoptiken, frei wählbare Lichttemperaturen und RGB-Elemente für Promotionsartikel sind möglich. „Unsere Geräte werden auftragsbezogen gefertigt. Wer noch weiter gehen möchte, kann mit ‚Epta Concept‘ ein Komplettangebot für maßgeschneiderte Flächenlösungen erarbeiten“, erklärt Dallinger. Bei „Liebherr“ steht das einfache Handling im Fokus: „Unsere Kühlgeräte sind intuitiv bedienbar und wartungsarm – ideal auch für wechselndes Personal“, so Stefan Berchtold. „Eine gute Sichtbarkeit verkauft, daher muss der Nachfüllprozess schnell und einfach bleiben.“ Höhenverstellbare Böden, Nachrücksysteme und maximale Sichtflächen sorgen für flexible Präsentation. „Liebherr“ setzt auf steckerfertige, modular aufgebaute Möbel mit Schnittstellen wie MODBUS oder CANBUS. „Unsere Geräte fügen sich ins Shopdesign ein und rücken die Ware in den Fokus“, so Stefan Berchtold. Beim „Kühlmöbelwerk Limburg“ (KMW) setzt man auf flexible und kundenspezifische Wareneinschubsysteme. Eine Nachrutschfunktion und höhenverstellbare Auslagen sollen die Befüllung und Reinigung erleichtern. Trotzdem bleibe die Produktsichtbarkeit erhalten: „Viel Glas und viel Transparenz – das ist unsere Antwort auf moderne Shopkonzepte“, sagt Miquele Stehning Leiter Marketing und PR bei „KMW“. Ergonomie wird zunehmend zum Verkaufsargument. „Epta Deutschland“ bietet mit seinen Produkten „SkyExpo“ und „SkySet“ Tiefkühlmöbeln mit abgesenkter Greifkante. Dies soll den Zugriff für Kinder oder mobilitätseingeschränkte Personenerleichtern.
Nachhaltige Kühlmittel und Energieeffizienz
„Vor fünf Jahren wollten Betreiber vor allem gekühlte Produkte anbieten. Die Möbel waren meist offen, Daten zum Betrieb kaum verfügbar“, erinnert sich Joachim Dallinger. Heute habe sich das Bild gewandelt – nicht zuletzt durch gestiegene Strompreise. Im modernen Tankstellengeschäft rücken Energieverbrauch und Betriebskosten sowie Anforderungen an Digitalisierung immer stärker in den Fokus. „Heute erwarten Betreiber, dass Kühlmöbel sehr energieeffizient sind – mindestens Klasse A oder B –, über Türen verfügen und mit natürlichen Kältemitteln arbeiten“, so Dallinger. „Unsere neuen Kühlmöbelserien punkten mit natürlichen Kältemitteln wie Propan oder CO₂ und können je nach Ausführung auch die Energieklasse A erreichen.“ Zusätzlich erfassen viele Systeme HACCP- und Energiedaten durch Monitoringsysteme. Diese dokumentieren sicherheitsrelevante Parameter wie Kühltemperaturen und Alarmmeldungen, um die Einhaltung hygienischer Standards bei Lebensmitteln nachweisbar zu gewährleisten. „Epta“ setzt zudem in einigen Produkten auf EC-Ventilatoren und optimierte Wärmetauscher, die den Strombedarf deutlich senken sollen. Auch die verwendeten Kühlmittel sind entscheidend. Bei steckerfertigen Möbeln kommt Propan (R290) zum Einsatz, bei Verbundanlagen CO₂ (R744). „Beide Lösungen entsprechen den Anforderungen der F-Gase-Verordnung der EU und gelten als beste verfügbare Technologie“, so Dallinger. Auch für „KMW“ ist Nachhaltigkeit kein Trend, sondern integraler Bestandteil der Produktentwicklung. Das Unternehmen setzt auf serienmäßige Effizienz, LED-Beleuchtung, Mikroprozessorsteuerungen und moderne Energiesparlüfter Standard. „Nahezu alle Modelle lassen sich mit Türen oder Deckeln ausstatten – das senkt den Energieverbrauch deutlich“, erklärt Miquele Stehning. Auch eine Nachrüstung bestehender Geräte kann sinnvoll sein: Glastüren, Schiebedeckel oder Nachtrollos lassen sich bei vielen Kühlmöbeln nachträglich installieren – und ermöglichen Einsparungen von bis zu 20 Prozent. Neben der Technik zählt auch die Pflege: Eine regelmäßige Wartung und Reinigung kann laut Experten unnötiger Energieverschwendung vorbeugen.
Smart, effizient, vernetzt
Mit digitalen Systemen wie „SmartMonitoring“ von „Liebherr“ behalten Betreiber Energieverbrauch und Wartungsbedarf im Blick – und vermeiden Störungen, bevor sie auftreten. Digitale Monitoring-Plattformen von „Epta“ wie „LineOn“ (Plug-in) und „SwitchOn“ (Remote) liefern Echtzeitdaten zu Temperatur, Luftfeuchte, Energieverbrauch und Abtauvorgängen. Fehler werden automatisch lokalisiert, Preisanpassungen und Warensteuerung lassen sich digital verknüpfen. Auch App-Steuerung und Backend-Anbindung sind möglich. Bei Bedienungstheken kombiniert „Epta“ Umluft- und Kontaktkühlung: Unter jedem Regalboden entzieht eine Kontaktplatte Wärme, ein sanfter Luftstrom sorgt für gleichmäßige Kühlung. Der Vorteil: es entstehen kaum Temperaturabweichungen oder Eis und zusätzlich bis zu zehn Prozent Energieeinsparung. In stark frequentierten Tankstellen müssen Kühlmöbel Höchstleistungen erbringen. „Neben den energetischen Aspekten ist eine hohe Betriebssicherheit unerlässlich – gerade bei mehreren hundert Türöffnungen pro Stunde“, betont Miquele Stehning vom „Kühlmöbelwerk Limburg“. Die Technik müsse dauerhaft zuverlässig funktionieren, um eine durchgängige Kühlung sicherzustellen. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, arbeite man bei „Kühlmöbelwerk Limburg“ an neuen Türsystemen, Monitoringlösungen und der digitalen Einbindung. „Wir entwickeln gezielt für zukünftige Anforderungen“, so Stehning. Auch andere Hersteller reagieren: Die neue „Eco2Compacta“-Anlage von „Epta“ soll selbst bei Außentemperaturen über 40 °C effizient arbeiten. Zudem können KI-gestützte Wartungssysteme und nachrüstbare Türlösungen den Energieverbrauch weiter zu senken und den Betrieb smarter gestalten. Der Hersteller „Liebherr“ denkt in Richtung Automatisierung: Der „Self-Service Fridge“ funktioniert cloudbasiert und nahezu personalfrei. „Alle Komponenten greifen reibungslos ineinander“, verspricht Stefan Berchtold.
Modulare Lösungen für jeden Standort
Die Wahl zwischen Plug-in-Möbeln und zentral versorgten Kühlwänden ist keine Frage der Technik, sondern des Standorts. „In Shops mit häufigen Umbauten oder wechselnden Sortimenten rechnet sich in der Regel der Einsatz steckerfertiger Möbel“, sagt Joachim Dallinger von „Epta Deutschland“. Bei großflächigen Autohöfen dagegen lohne sich die höhere Investition in zentrale CO₂-Verbundanlagen. „Diese arbeiten im Dauerbetrieb effizienter, sind aber in der Installation viel aufwendiger. Das macht sie deutlich unflexibler“, so Dallinger. Der Experte rät zur nüchternen Abwägung: Wo sich Layouts ändern, sei Mobilität gefragt. Wo langfristige Planung möglich ist, zähle Systemeffizienz. Die Hersteller bieten für verschiedene Tankstellentypen passende Lösungen. Autohöfe sollten längere Kühlwände, Tiefkühlinseln oder Walk-in-Kühlräume einsetzen. Für Straßentankstellen empfiehlt sich oft der Einsatz schlanker Hochregale, während City- und Landstandorte kompakte Multidecks nutzen sollten. Für sehr kleine Verkaufsflächen unter 5 Quadratmetern rät Miquele Stehning zu steckerfertigen Kühlmöbeln: „Auch im Remote-Bereich bietet KMW platzsparende Systeme. Die Möbel sind modular aufgebaut und für spätere Erweiterungen vorbereitet. Das ermöglicht Flexibilität und langfristige Planbarkeit. So können weitere Kühlmöbel, wie beispielsweise SB-Inseln später problemlos im Shopkonzept integriert werden. Besonders in Betrieben mit hoher Frequenz oder mehreren Filialen kann sich digitales Monitoring rechnen. „Unsere digitalen Systeme sind skalierbar und lassen sich effizient standortübergreifend einsetzen“, erklärt Stefan Berchtold. „Das Portfolio ist auf digitale Steuerung ausgelegt – unabhängig vom Standorttyp.“
„Heute erwarten Betreiber, dass Kühlmöbel sehr energieeffizient sind – mindestens Klasse A oder B –, über Türen verfügen und mit natürlichen Kältemitteln arbeiten.“ – Joachim Dallinger
„Viel Glas und viel Transparenz – das ist unsere Antwort auf moderne Shopkonzepte.“ – Miquele Stehning
Info: Neue Verordnungen Die neue EU-Verordnung zu F-Gasen verbietet ab 2025 viele klimaschädliche Kältemittel mit hohem Treibhauspotenzial. Zugelassen bleiben natürliche Alternativen wie R290 (Propan) und R744 (CO₂). Auch große Mineralölgesellschaften fordern im Rahmen ihrer CSR-Vorgaben den Einsatz energieeffizienter, umweltfreundlicher Technik – inklusive digitaler Verbrauchsdaten. Natürliche Kältemittel und smarte Systeme gelten als Stand der Technik. |
Text: Willy Laux