
Tanken, Shoppen und ein Plausch: Die „Aral“-Tankstelle in Bad Tölz ist mehr als eine einfache Tankstelle. Sie ist eine Station, die ein lokaler Treffpunkt ist.
Trotz der vielen wunderbaren Gewässer im bayerischen Oberland wird man eine echte Lagune hier nur schwerlich finden. Dafür fehlt einfach das Meer. Dennoch gibt es in der Kreisstadt Bad Tölz eine ganz spezielle Art davon: Die „blaue Lagune“. So liebevoll nennen die Einheimischen die selbstverständlich im blauen Marken-Look gehaltene „Aral“-Station in der Sachsenkamer Straße, die seit wenigen Monaten von Marco J. Baumgartner geleitet wird. Und er ist immer wieder entzückt davon, wenn er zufällig hört, wie am Telefon mit dieser Bezeichnung ein Treffpunkt ausgemacht wird. Denn genau so möchte er diese Station sehen: Als Ort, an dem man natürlich auch tankt, seinen Wagen wäscht und ein bisschen was einkauft, der aber auch eine Anlaufstelle ist um sich mit Freunden zu verabreden, wo man ein bisschen gute Zeit verbringt. Und das kann sogar noch ein bisschen weiter gehen. Dann, wenn die Tankstelle zum Zufluchtsort wird. Der Mann mit der coolen Basecap beobachtet das immer wieder, wenn Leute in der Nacht vom Feiern kommen, und erstmal ein bisschen Ruhe brauchen – oder sich im Winter auch mal ein bisschen aufwärmen wollen. Oder gar ziemlich von der Rolle sind, wie das junge Mädchen, dass ihr Handy verloren hatte, um halb fünf Uhr morgens dem blauen Leuchten folgte und dann mit Baumgartners Telefon erstmal bei jemandem anrufen konnte. „Das würde mir als Vater auch eine Beruhigung sein zu wissen, es gibt da einen sicheren Platz, wo man immer hingehen kann“, sagt er. „Immer“ auch im Wortsinn, schließlich ist der Standort das ganze Jahr über an 24 Stunden pro Tag geöffnet. Alle sollen hier zu jeder Zeit finden, was sie brauchen. Vom dampfenden Kaffee über die Frischteig-Pizza, die knusprig aus dem Ofen kommt, bis zum Bargeld aus dem Geldautomaten, der hier seit kurzem ebenfalls auf Kunden wartet.
Service steht an erster Stelle
Die Kunden liegen Marco J. Baumgartner besonders am Herzen, denn das Bemühen um jeden einzelnen zahlt sich aus – das hat er aus seiner beruflichen Zeit in der Gastronomie mitgenommen. Eine Einstellung, die er auch unbedingt seinem sechs- bis achtköpfigen Team vermitteln möchte. Dazu gehört ihm zufolge die freundliche Begrüßung und Verabschiedung, das aufmerksame Erspüren von Bedürfnissen und das Eingehen auf spezielle Wünsche. Je nachdem wie die Kunden gerade drauf sind und zu welcher Uhrzeit sie kommen. Denn da gibt es gravierende Unterschiede, wie er schmunzelnd erklärt: „Um 6 Uhr 30 kommen die Bauarbeiter. Die wollen nicht reden, die wollen nur ihren Kaffee“. Bei den Büroleuten, die ein wenig später kommen, muss dann alles immer ganz, ganz schnell gehen, am Vormittag steuern eher Menschen mit mehr Zeit die Tölzer „Lagune“ an, am Abend kommen die Büroleute, die „gute Laune wegen Feierabend haben“, und die Nacht gehört dann meist den Jungen, die sich hier treffen um dann woanders hin weiterzuziehen. Oder es sind die Camper, die in dieser ausgesprochenen Urlaubsregion hier mit ihrem Wohnmobil einen Stopp einlegen. Aus einem ganz bestimmten Grund: Es gibt eine eigene Service-Bucht nur für sie, an der sie kostenlos ihr Grauwasser ablassen, Frischwasser tanken oder an einem speziellen Waschbecken ihre Gerätschaften reinigen können. Bis zu einer gewissen Größe können sie ihr Gefährt auch in die aktuelle Kärcher-Waschanlage fahren. „Mit der hochwertigsten Waschchemie von ‚Kiehl‘“, wie der Geschäftsleiter betont.
Lokale Verankerung
Neben einer hochwertigen Infrastruktur, zu der hier übrigens auch vier schnelle E-Ladesäulen gehören, und der Wertschätzung den Kunden gegenüber ist auch die die lokale Verankerung ein großes Bedürfnis an dieser Station: Immer wieder gibt es Charity-Events mit den „Tölzer Löwen“, dem örtlichen Eishockey-Verein, es laufen Marketing-Aktionen mit dem hiesigen Lokalradio, und wenn die Mannschaft eines Krankenwagens hier Pause macht, dann drückt ihr Baumgartner schon mal einen Fresskorb in die Hand, wie etwa beim zehnjährigen Jubiläum der Station, bei dem es diese Aufmerksamkeiten zehn Tage lang eigentlich zu gewinnen gab. Ein Gewinn für den Standort wäre möglicherweise auch eine PV-Anlage auf dem Dach, eine Kooperation mit einem Lebensmittel-Retter und ein neuer Vorwäsche-Service an der Portalanlage: Alles bereits in Planung.
Text: Kai-Uwe Digel





