en2x – Molekülwende soll zentrales Thema der Industrie- und Klimapolitik werden

Endenergiebedarf in Deutschland nach Energieträgern 2023
Grafik: en2x

Laut dem Wirtschaftsverband „en2x“ braucht Deutschland dringend eine Molekülwende. Die künftige Bundesregierung muss nach der Wahl darum den Markthochlauf CO2-neutraler flüssiger und gasförmiger Energieträger sowie Grundstoffe auf den Weg bringen. Dafür sind verlässliche regulatorische und finanzpolitische Instrumente erforderlich, die dafür sorgen, dass Investitionen ermöglicht und CO2-neutrale Energieträger preislich wettbewerbsfähig werden. Darauf macht der Wirtschaftsverband Fuels und Energie en2x anlässlich der Fachmesse E-World in Essen aufmerksam.

Fast 80 Prozent des Endenergiebedarfs in Deutschland werden heute durch Moleküle gedeckt. Ein Großteil davon wird noch aus fossilen Rohstoffen gewonnen. Auch wenn die Elektrifizierung voranschreitet, werden in Zukunft noch über 40 Prozent der heutigen Raffinerieprodukte benötigt, zum Beispiel für die Luft- und Schifffahrt sowie die chemische Industrie.

CO2-neutrale Alternativen müssen fossile Produkte in großem Umfang ersetzen

„Um die Klimaziele zu erreichen, müssen fossile Produkte in großem Umfang und innerhalb weniger Jahre durch CO2-neutrale Alternativen ersetzt werden“, so Benedikt Wirmer, Bereichsleiter Energie- und klimapolitische Regulierung bei en2x. „Die Bedeutung erneuerbarer Raffinerieprodukte und die damit verbundenen Herausforderungen werden noch massiv unterschätzt. Die Molekülwende muss deshalb jetzt ein zentrales Thema der Industrie- und Energiepolitik werden.“ Es gehe darum, die notwendige Verfügbarkeit von Wasserstoff für den industriellen Einsatz sowie die entsprechende Nutzung von alternativen Kohlenstoffquellen wie Biomasse, Abfall- und Reststoffen sowie CO2 (CCU/CCS) zu schaffen.

Die Transformation des Sektors erfordert hohe private Investitionen. Diese können nur getätigt werden, wenn Regulierungen langfristig verlässlich sind und finanzielle Instrumente die technischen und ökonomischen Risiken während des Markthochlaufs abfedern. „Dabei sind pragmatische Lösungen gefragt, um Aufwand und Kosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Denn für die Akzeptanz der Energiewende ist die Bezahlbarkeit von fundamentaler Bedeutung“, so Wirmer.

Weiterhin gelte es, durch regulatorische Instrumente in den Zielmärkten dafür zu sorgen, dass CO2-neutrale Energieträger trotz höherer Kosten im Vergleich zu fossilen Raffinerieprodukten wettbewerbsfähig werden und langfristig eine verlässliche Nachfrage mit entsprechender Zahlungsbereitschaft für die verschiedenen Anwendungsfelder besteht. Um den Einstieg in neue Geschäftsmodelle zu erleichtern, sollte auf kleinteilige Vorgaben und Einschränkungen auf bestimmte Sektoren und Produkte weitestgehend verzichtet werden. „Größere Absatzchancen senken das Marktrisiko und helfen dabei, dass sich Investitionen in die Transformation besser rechnen.“

„Die Politik sollte die Molekülwende als Chance für die Weiterentwicklung des Industrie- und Technologiestandorts Deutschland begreifen. Neben ihrem Beitrag zur Erreichung der Klimaziele stärkt sie die Resilienz der Energieversorgung und schafft neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung Made in Germany“, resümiert Wirmer.

Hintergrund Molekülwende

Nur 20 Prozent des heutigen Endenergiebedarfs wird deutschlandweit durch Strom abgedeckt. Nahezu der gesamte Rest, also fast 80 Prozent, sind feste, flüssige und gasförmige Energieträger, also Moleküle. Den größten Anteil macht derzeit Mineralöl aus. Hinzu kommt der industrielle Bedarf an Grundstoffen. Aus derzeitiger Sicht werden allein mehr als 40 Prozent des heutigen Absatzes an Raffinerieprodukten auch über das Jahr 2045 hinaus noch benötigt. Hierfür sind erneuerbare Alternativen erforderlich. Die Molekülwende ergänzt dabei die bereits in Umsetzung befindliche Stromwende. Beide Projekte stehen nicht in Konkurrenz. CO2-neutrale Moleküle sind überall dort erforderlich, wo eine sinnvolle Elektrifizierung nicht möglich ist, zum Beispiel im Flugverkehr, der Schifffahrt sowie als Grundstoffe für die Industrie. Moleküle verfügen über eine hohe Energiedichte und sind gut zu speichern sowie zu transportieren. Darum eignen sie sich auch für weiterhin notwendige Importe von dann CO2-neutraler Energie per Schiff oder Pipeline, sind unverzichtbare Energiespeicher für Krisensituationen sowie in Hybridsystemen eine wichtige Ergänzung zu Wind- und Solarstrom.
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www.en2x.de/molekuelwende

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