Vending – Außer Haus geht was

Foto: ErfaFoodService

Die Verkehrsgastronomie erfindet sich neu. Bestes Beispiel war das „ErfaImpulsTreffen“ mit dem Titel „Travel-Hospitality“ Anfang Oktober 2024 im Herzen der Schwäbischen Alb. An verschiedenen Locations entlang der A8 kamen Macher der Branche zum Erfahrungsaustausch zusammen. 

Ein Tankstellenbetreiber lebt bekanntlich nicht vom Spritverkauf allein. So lange es Tankstellen gibt, konnte man dort schon immer allerlei Nützliches für unterwegs kaufen und verschiedene Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Was in den ersten Jahrzehnten jedoch ein nettes Zubrot war, wurde im Laufe der Zeit nackte Notwendigkeit. Folglich ist die Branche heute auf der Suche nach der verlorenen Wirtschaftlichkeit. Neue Ideen und Konzepte sind gefragt. Als Geschäftsfeld am erfolgversprechendsten ist das Shop- und Gastrogewerbe, wie auch die aktuelle Branchenstudie „Tankstellenmarkt 2023“ herausstellt.

Player verknüpfen

Die beiden Netzwerker Michael Möhring, Gründer der „ErfaFoodService“ und „ErfaFreizeitParks“, und Istvan Elias, Berater und Brückenbauer zwischen den Welten Tankstelle und Gastronomie, haben dies längst erkannt. Seit drei Jahren bringen die beiden im Rahmen von Travel-Hospitality-Impulstreffen verschiedenste Macher aus der Gastro- und Tankstellenszene zusammen. „Wir zeigen Lösungen von morgen und gewähren einen Blick hinter die Kulissen. Das ermöglichen wir durch Gespräche mit Unternehmern vor Ort, garniert mit kurzweiligen Impulsvorträgen und Einblicken in die Praxis“, erklären beide unisono. 

Station der Superlative

Erste Anlaufstelle des diesjährigen Treffens war der neue Bahnhof Merklingen. Dort, an der ICE-Strecke zwischen Stuttgart und Ulm, haben Pendler und Reisende Anschluss an die schnellste Regionalbahnstrecke Deutschlands. Interessant sind die Gestaltung und Ausstattung des Bahnhofs und dessen Umfeld. So könnte der Prototyp eines modernen Mobility Hubs aussehen. Am örtlichen Ladepark können mehr als 250 Elektroautos zugleich geparkt und geladen werden. Den Strom erzeugt eine Solaranlage auf dem Parkplatzdach. Und zahlreiche Automaten im Zugangsbereich versorgen die Fahrgäste mit Getränken, Snacks, Fertiggerichten und Spezialitäten aus der Region.  

Boxenstopp mit Erlebnischarakter

Ähnlich beeindruckend war die nächste Station, an der die Gesellschaft Halt machte: die nur wenige Fahrkilometer entfernte und direkt an der A8 angesiedelte Location Nellingerstraße / Merklingen, wo der Genussbotschafter Baden-Württembergs und Bäcker des Jahres 2021 Heiner Beck das „(H)Albzeit“ betreibt, eine schwäbische Markthalle mit Bäckerei, Fleischerei und Gastronomiekonzept auf zwei Geschossebenen mit 180 Sitzplätzen und Außenbereich. Dabei setzt der Kultbäcker konsequent auf Emotionalität, Regionalität und Qualität. „Bei der Konzeption ließen wir uns von dem Gedanken leiten, den Menschen ein bleibendes Erlebnis und Geschmack mit auf die Reise zu geben“, erklärt Holger Merge, Geschäftsführer „Konzeptwerkstatt GmbH Co.KG“, nach dessen Idee das Projekt entstand. Die Gleichung geht auf. „Die Menschen nehmen es dankend an, wie man sieht“, freuen sich Merge und Beck unisono.       

Jede Menge Input

Nicht weniger urig war das anschließende Get together in den Räumlichkeiten des Automatensystem-Spezialisten, der „Stüwer GmbH & Co. KG“, im benachbarten Heroldstatt. Unter dem Motto „Hospitality & Kulinarik meets Vending“ berichteten zahlreiche Referenten über trendige Lösungen und Anregungen aus der Gastro- und Tankstellenwelt. Konkret ging es unter anderem um neue Autohofkonzepte, die Bedeutung von Storytelling im Gastromarketing, Treibstoffe von morgen und die Frage, ob es überhaupt Grenzen für ein 24/7-Angebot von Lebensmitteln aus dem Automaten gibt. Die Antwort lautet eindeutig: nein. Dies beweist Hausherr Stüwer mit seinem „Regiomaten“-Konzept, mit dem sich regionale Produkte direkt vom Erzeuger – ohne Umwege und Zwischenverkauf anbieten lassen, darunter Leckereien jedweder Art wie Wildgemüse, Fleischspezialitäten und Käseplatten.

Vending auf dem Vormarsch

Tatsächlich werden Getränke- und Verpflegungsautomaten immer beliebter. Die neuesten Zahlen präsentierte Aris Kaschefi, der Geschäftsführer des „Bundesverbands der Deutschen Vending- und Automatenwirtschaft“. Mehr als 620.000 Automaten gibt es bereits bundesweit. Gerade die Neugründungen von Automatenkiosken und 24/7-Shops nehmen zu, besonders im öffentlichen Raum, etwa an Schulen, Krankenhäusern – und eben an Tankstellen. Jedoch steht und fällt der Verkaufserfolg mit deren Lage. Frequentierte Standorte, etwa im Stadtbereich oder an Autobahnen sind klar im Vorteil. Hier winken den Tankstellenbetreibern durch den Automatenverkauf von Lebensmitteln und auch Non-Food-Produkten Zusatzeinnahmen ohne zusätzliches Personal.             

Egal, ob Automaten- oder gemütliches Gastrokonzept, letztlich hängt es vom unternehmerischen Gespür und den Ideen des Tankstellenbetreibers ab. Anregungen gab die Veranstaltung zur Genüge.

Text: Dr. Georg Haiber

www.erfa-foodservice.de

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