Die EU hat im Trilog-Verfahren ein Verbrenner-Aus für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge bis 2035 beschlossen. Doch der einseitige Fokus auf E-Autos begrenzt die Möglichkeiten einer schnellen klimafreundlichen Transformation des Verkehrssektors und schafft neue Abhängigkeiten vor allem von China. Aus diesem Grund plädiert die eFuel Alliance dafür, dass eFuels von der EU-Kommission dennoch bei der Festlegung der Flottengrenzwerte berücksichtigt werden. Dies würde nicht nur eine schnellere Abkehr von fossilen Kraftstoffen ermöglichen, sondern auch zusätzliche Optionen für Hersteller und Kunden schaffen.
Die zukünftige Nutzung von E-Fuels für PKW und leichte Kraftfahrzeuge wurde zuletzt am 28. Juni im Umweltministerrat besprochen. Die deutsche Bundesregierung brachte in diesem Kontext auf Drängen der FDP den Erwägungsgrund 9a als Kompromiss ein. Er empfiehlt, CO2-neutrale Kraftstoffe für Neuwagen mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 zuzulassen. Allerdings handelt es sich nur um eine rechtlich nicht bindende Empfehlung an die Kommission. Aus Sicht der eFuel Alliance greift dieser Vorschlag zu kurz.
Ralf Diemer, Geschäftsführer der eFuel Alliance, zeigt sich enttäuscht von der Entscheidung: „Wir brauchen eine Flottenverordnung, die Technologieoffenheit als Mittel der schnellen Defossilisierung verbindlich mit einbringt. Das Resultat des Trilogs ist hingegen einseitig und ignoriert Optionen, die genauso klimafreundlich sind.“ Zudem kritisiert er, dass das Verbot des Verbrennungsmotors nicht zu den vom Parlament und Rat beschlossenen E-Fuel-Quoten für den Kraftstoffmarkt passt: „Es ist widersprüchlich, die Nutzung für E-Fuels im Straßenverkehr auf der einen Seite vorzuschreiben, und auf der anderen Seite die langfristige Verwendung in Verbrennerfahrzeugen im nächsten Schritt zu verbieten. Das verunsichert Industrie wie auch Verbraucher und reduziert dringend benötigte Investitionen.“
Die eFuel Alliance sieht nun die Verantwortung dementsprechend vor allem bei der FDP. Ende Juni hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf Grundlage des Erwägungsgrundes versprochen: „Das Verbot des Verbrennungsmotors ist vom Tisch“. Diemer betont, dass nun deutlich mehr Druck zugunsten einer verbindlichen Regelung aufgebaut werden muss: „Nachdem die FDP den Erwägungsgrund 9a eingebracht hat, muss sich Verkehrsminister Volker Wissing auch für eine schnelle Umsetzung einsetzen. Ansonsten bleibt der Erwägungsgrund ohne Bedeutung und wertvolle Zeit für einen gelungenen Transformationsprozess geht verloren. Wenn Volker Wissing das drohende Verbot abwenden will, dann sollte sein Ministerium baldmöglichst einen Vorschlag in Brüssel präsentieren, wie Neufahrzeuge, die nachweislich mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden, weiter zugelassen werden können.“
Die aktuelle Entscheidung im Trilog sieht die eFuel Alliance als falsches Zeichen, welches in der Automobil- und Kraftstoffindustrie bereits jetzt zu erheblicher Verunsicherung führt. Anstatt zukunftsfähige Technologien auszubremsen, muss ein Weg gefunden werden, um klimaneutrale Verbrenner auch weiterhin zulassen zu können. Ralf Diemer hinterfragt zudem die Bedeutung des Wettbewerbs: „Warum muss ein klimaneutraler Verbrenner verboten werden? Sofern E-Autos wirklich die beste Lösung für alle sind, werden sie sich doch im fairen Wettbewerb durchsetzen. Wenn nicht, sollten den Kunden Alternativen geboten werden. Daher muss die EU dringend einen Weg definieren, wie der Straßenverkehr technologieoffen fit für die Zukunft gemacht wird.“