5 Fragen an… – Andreas Kufferath, Vice President, Robert Bosch GmbH

Andreas Kufferath, Vice President, Robert Bosch GmbH
Foto: Bosch

Wasserstoff kann Kraftfahrzeuge auf zweierlei Art antreiben: elektrisch via Brennstoffzelle und verbrennungstechnisch im Hubkolbenmotor. Die Robert Bosch GmbH entwickelt Schlüsselelemente des Wasserstoffmotors.

Wo sehen Sie die Vorteile des wasserstoffgetriebenen Verbrennungsmotors?

“Die Technologie ist einfach und robust. Sie benötigt keine nennenswerten Mengen an Lithium, Nickel, Kobalt oder seltenen Erden – und sie ist mit grünem Wasserstoff betrieben klimaneutral. Zudem kann die Automobilindustrie die Erfahrung, die sie bezüglich der Hubkolben-Motoren hat, direkt nutzen und auf eingespielte Produktions- und Lieferketten zurückgreifen. Rund 90 Prozent des Dieselmotors sind baugleich mit dem Wasserstoffmotor. Die restlichen zehn Prozent machen den feinen Unterschied.”

Was verbirgt sich dahinter konkret?

“Wasserstoff ist ein reaktives Gas ohne Schmierwirkung. Folglich müssen Motorkomponenten, wie der Injektor, speziell darauf ausgelegt und zudem aus speziellen Materialien gefertigt sein, die ohne Schmierung auskommen und deren Oberfläche nicht mit Wasserstoff reagiert. Dieser Schritt ist uns gelungen und ermöglicht den Bau eines Motors, der eine ähnlich lange Lebensdauer hat wie der Dieselmotor. Mit dem Unterschied, dass beim Einsatz von Wasserstoff der Ruß keine Rolle mehr spielt.  Die geringeren Mengen an Stickoxiden werden durch eine bekannte und robuste Abgasnachbehandlung auf ein Niveau reduziert, das nicht mehr für die Luftqualität relevant ist. Als weiteres Verbrennungsprodukt entsteht Wasser statt Kohlendioxid, sodass wasserstoffgetriebene Fahrzeuge künftig als Zero Emission Vehicles (ZEV), also als emissionsfrei gelten.”

Ein Wasserstoffverbrenner macht Sinn

Erlebt der Verbrenner damit eine Renaissance?

“Die Technologie leistet neben der E-Mobilität und der Brennstoffzelle einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität. Gefragt ist Varianz im Antriebsstrang; welche Antriebstechnologie jeweils die beste ist, richtet sich nach Einsatzgebiet, Reichweite und Gewicht eines jeden Fahrzeugs. Für Lkw, die lange Strecken zu fahren haben, oder für Landmaschinen und Baustellenfahrzeuge macht ein Wasserstoffverbrenner durchaus Sinn. Diesbezüglich sind wir lange Zeit auf taube Ohren gestoßen. Deshalb entstand im Jahr 2021 die Idee, den Verein „Allianz Wasserstoffmotor“ ins Leben zu rufen. Ihm gehören mittlerweile mehr als 70 Mitglieder an, darunter namhafte Fahrzeughersteller und Zulieferer, aber auch Forschungsbetriebe wie das KIT und die Uni Stuttgart.”  

Was ist das Ziel des Vereins?

“Wir möchten die Vorzüge des H2-Motors für die jeweilige Anwendung verständlich machen. Die Technologie sollte als Option gleichberechtigt neben dem elektrischen Antrieb und der Brennstoffzellentechnologie stehen, denn alle drei tragen zur Defossilisierung bei. Die Allianz trägt Früchte, denn inzwischen werden wir gehört. Wir können zeigen, dass es nicht nur theoretisch funktioniert, sondern auch praktisch. Der Wasserstoffmotor ist da. Jetzt braucht es Wasserstoff und eine funktionierende Infrastruktur.”

Wann und wo kommt der Motor auf den Markt?

“In den nächsten Monaten, und zwar in Indien in einem schweren Nutzfahrzeug. Das Land ist dabei, sich zu einem globalen Zentrum für die Produktion, die Nutzung und den Export von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten zu entwickeln. Die Produktionskosten für grünen Wasserstoff werden kleiner 2€/kg gesehen. Bosch liefert für diesen Motor wesentliche Komponenten des Einspritzsystems.”

Ein Interview von Dr. Georg Haiber

www.bosch.de

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