In einer Online-Pressekonferenz äußerte sich Adrian Willig, Hauptgeschäftsführer des en2x – Wirtschaftsverbands Fuels und Energie, zum Ende des Tankrabatts und zur Versorgungslage. Die Energiesteuersenkung, so Willig, sei an die Autofahrer weitergegeben worden, wie Untersuchungen bestätigen würden. Kosten- und Preiskomponenten rund um Benzin und Diesel seien ständig in Bewegung: der Dollar-Euro-Kurs, der Rohölpreis als Komponente des Produktpreises, die Nachfragesituation bei Benzin und Diesel am europäischen Markt, nationale Biokraftstoffbeimischungs- und regionale Logistikkosten.
Bei den Preisen für Rohöl und für Benzin und Diesel handele es sich um getrennte Märkte. In den vergangenen Monaten hätten sich die Weltmarkpreise für Benzin und Diesel vom Rohölpreis entkoppelt und seien stark gestiegen. Als Gründe nannte Willig knappe Raffineriekapazitäten, die der weltweit steigenden Nachfrage nach Kraftstoffen nicht nachkommen könnten. In Deutschland komme derzeit eine Überlastung des Schienennetzes sowie Rheinniedrigwasser hinzu. Das führe zu regionalen Verteilungsengpässen. Dadurch könnten einige Raffinerien nur im Teillastbetrieb arbeiten. Infolgedessen könnten regionale Durchschnittspreise stärker als üblich voneinander abweichen. Darüber hinaus würden Unternehmen und die Stromwirtschaft beginnen, Erdgas durch flüssige Kraft- und Brennstoffe zu ersetzen und sorgten so für eine zusätzliche große Nachfrage. Mit dem Beschluss des Sanktionspakets am 3. Juni gegenüber Russland sei klar geworden, dass insbesondere beim Diesel perspektivisch 20 Millionen Tonnen Dieselimporte aus Russland in die EU durch andere Bezugsquellen ersetzt werden müssten, so Willig. Die gewohnte Selbstverständlichkeit der Vollversorgung sei derzeit keine Selbstverständlichkeit. Raffinerien seien aber von der EU als systemrelevante kritische Infrastruktur eingestuft worden. So könne die Herstellung von Benzin, Diesel und weiteren Mineralölprodukten gesichert werden.
